Auf der Fahrt nach Hause. Ich stehe seit gefühlten fünf Minuten an einer roten Ampel. Die Autoschlange hinter mir hat bereits erstaunliche Ausmaße angenommen. Es dauert -
endlos. Meine Gedanken kreisen um die Frau, die mir gerade davon erzählt hat, wie sich mal wieder in ihrem Leben Alles ändert. Ja, sie hat es mit der Selbständigkeit versucht,
fünf erfahrungsreiche Jahre lang. Und sie ist froh darüber. Vieles ist gelungen, doch es hat Kraft gekostet. Unendlich viel Kraft. Jetzt braucht sie Zeit, um mal wieder zur Ruhe
zu kommen. Aufgeben sei schließlich keine Schande. Und sie lächelt. Ihre Augen richten sich gen Himmel. „Ich gehe zwar selten in die Kirche, aber der da oben hat mich die ganze
Zeit getragen. Bei ihm fühle ich mich geborgen. Ich bin sehr, sehr dankbar.“ Ich freue mich über ihre Nähe zu Gott. Gleichzeitig spüre ich aber auch ihren Abstand zur
Kirche.
Unwillkürlich kommen mir Meldungen in den Sinn, in denen sich Kirchenvertreter gerade zu den stark rückläufigen Mitgliederzahlen in den beiden großen Kirchen Deutschlands geäußert haben. Statistiken sollen der Zustandsbeschreibung dienen. Und schnell werden Ursachen im finanziellen Bereich ausgemacht. Als ob Menschen, die eine feste Bindung zu einer Organisation, zu einem Verein oder zur Kirche haben, Menschen, die tief in ihrem Glauben verwurzelt sind, sich allein wegen höherer Beiträge oder vermeintlich zusätzlicher Kirchensteuerzahlungen abwenden würden. Statt sich in selbsttäuschenden Auslegungen zu ergehen, müssten die Funktionsträger doch eher fragen: Warum gibt es die Kirche noch? Wozu ist sie da? – Denn nach wie vor kommen Menschen sonntags in Gottesdiensten zusammen. Sicher nicht ohne Grund – oder? Was suchen sie? Und was finden sie nicht oder nicht mehr? Ich erinnere mich an Gottesdienste, in denen mit einer unglaublichen Beharrlichkeit auf dem herumgeritten wurde, was es in unserer Kirche nicht mehr geben soll. Vor allem: Gottesdienstbesucher, Geld und Wertschätzung. Als ob die Rede von einer „schrumpfenden Kirche“ anziehend wäre. Kann es so den Ehrenamtlichen Spaß machen, sich einzusetzen? – Unter uns Christen müsste es doch ganz anders zugehen. Es müsste uns gut tun, wenn wir zusammen kommen und Gottesdienst feiern. Trost, Erbauung, Freude – das sollte sich doch finden lassen. Zumindest sollte es uns nicht schlechter gehen, wenn wir uns nach einer gemeinsamen Stunde in der Kirche von einander verabschieden. Es wäre gut, wenn die Gesichter fröhlicher und heller leuchten würden als zuvor. Wenn nicht, sollten die Glocken noch einmal läuten und ein erneuter Versuch unternommen werden, dass wir uns gut und wie zu Hause fühlen, Ruhe finden, Gott nahe sind. Ist das nicht die vordringlichste Aufgabe für die Kirche: die Menschen froh und dankbar zu machen durch die gute Botschaft von der Liebe Gottes, offenbart in Jesus Christus? Und eben nicht zuvorderst davon zu reden, was wir nicht mehr sind und nicht mehr haben – getreu dem Motto: Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist die Krise schon längst ausgebrochen. - Doch zum Glück: es gibt sie immer noch, die zahlreichen erbaulichen und fröhlich stimmenden Gottesdienste – besonders da, wo die Gemeindeglieder Kontakt zueinander herstellen und sich einbringen, wo sie einander nahe sind und gemeinsam feiern und nicht – sinnbildlich gesprochen – vor der roten Ampel der Krise stehen bleiben und darauf warten, dass ihnen die Weiterfahrt erlaubt wird. Das gibt Hoffnung. Es klopft an mein Fenster. Noch ganz in Gedanken lasse ich die Scheibe herunter. Ob ich nicht gemerkt habe, dass ich mit meinem Smart zu weit von der Haltelinie entfernt stehe, fragt mich eine junge Frau mit einem freundlichen Lächeln. Ich sollte doch mal den „Kontakt“ suchen. – So bedanke ich mich herzlich, fahre einen Meter nach vorne. Kontakt hergestellt. Und schon wird es Grün. Ich kann meine Fahrt nach Hause fortsetzen, in der Erkenntnis, dass es manchmal nur eines kleinen Schrittes bedarf, um eine Veränderung zum Guten herbeizuführen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende. |
![]() |
||
![]() |
![]() ![]()
Autor: Gert Holle; Foto: Archiv - 8.8.2015
![]() |
Ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Alltag: Verantwortung bestimmt unser Leben. Täglich können und müssen wir sie übernehmen, für uns und für andere – sie ist Grundvoraussetzung für ein gutes Leben. Doch allzu oft drücken wir uns davor, Verantwortung zu übernehmen. Sie wird ignoriert oder mit einem "Nein, warum ich? Das soll jemand anders machen" von sich gewiesen. Verantwortungslosigkeit ist regelrecht zur Haltung geworden.
Bernd Kiesewetters Buch ist ein Appell zur Verantwortung – für eine neue Haltung des "Wie kann das gehen?" und "Was kann ich tun?", damit wir ins Handeln kommen, aus Fehlern lernen und uns verbessern. Denn wenn sich dauerhaft alle wegducken, geht es mit Deutschland bergab.
Der Berliner Unternehmer und Erfolgscoach nimmt Sie mit auf seine "Mission Verantwortung" und beschreibt anhand konkreter Beispiele, wie jeder Einzelne von uns Verantwortung übernehmen kann.
In Gesprächen mit Entscheidern und Prominenten aus Politik, Wirtschaft, Unterhaltung und Sport definiert er ein neues Verantwortungsgefühl.
Er erklärt die positiven Auswirkungen, die es hat, wenn wir für andere(s) die Verantwortung tragen, aber auch die Ambivalenz zwischen Selbstverantwortung und "Sich- verantwortlich-Fühlen". Denn ebenso wie sich viele Menschen vor Verantwortung scheuen, vergessen andere vor lauter Verantwortlichkeiten sich selbst – obwohl gerade mit dem eigenen Leben besonders verantwortungsbewusst umgegangen werden sollte.
Für den täglichen Verantwortungskick verrät der Unternehmer und Managementtrainer erstmals seine persönlichen Denkimpulse, mit denen auch wir aus jeder Krise kommen können. "Die Neinsager-Republik" ist Lese- und Arbeitsbuch zugleich. Für eine neue "Mission Verantwortung".
Bernd Kiesewetter, Jahrgang 1967, ist Unternehmer und Berlins Erfolgscoach. Ausgebildet in der Sozialversicherung, wechselte er in die private Versicherung, machte Karriere in der Finanzindustrie und wurde schließlich erfolgreicher Multiunternehmer mit bis zu sieben Firmen verschiedenster Branchen zeitgleich. Er lernte aber auch die dunklen Seiten des Erfolgs kennen, motiviert deshalb heute in Vorträgen, Podcasts, Büchern und im Radio dazu, „Verantwortung zu übernehmen“ – und begleitet Führungskräfte aus Politik, Sport und Wirtschaft.
» https://berndkiesewetter.com/
Bernd Kiesewetter
Die Neinsager-Republik
Warum wir Verantwortung wieder lernen müssen
1. Auflage BusinessVillage 2022
235 Seiten
ISBN 978-3-86980-638-9
24,95 Euro
************
Autor: BusinessVillage; zusammengestellt von Gert Holle - 18.05.2022