Manchmal fühle ich mich wie eingeschlossen. Durch Gesetze, Forderungen, Leid, das eigene Ich - unsere Mauern und Gittern ... Und
ich blicke auf meinen Holunderstrauch in dem Schacht vorm Kellerfenster. Irgendwann einmal stieß ein zarter Trieb an das Gitter über ihm. Er konnte nicht weiter, dachte ich. Doch
er wuchs hindurch. Ein kleines Loch genügte.
In allen Hindernissen, die uns "einmauern", gibt es so etwas. Nur nicht von vornherein resignieren! Mein Holunder hat viel riskiert. Er beugte sich nicht dem Schicksal. Und er
spürte: Ich komme durch! Mehr noch: Nach Jahren hat sein Stamm das Gitter umwachsen. Das Hindernis ist Bestandteil des Stammes geworden, macht ihn standfest. Die schwächste Stelle
wurde zur stärksten für ihn. Was zunächst lebensbedrohlich aussah, ist zum Halt geworden. Nun steht er da, in voller Größe und Schönheit. Blüht und trägt Früchte. Sich selbst zum
Nutzen und anderen zur Freude.
Wer Leid tragen kann, den drückt es nicht mehr, den trägt es auch. In die Freiheit.
|
|