„Assistierter Suizid für psychisch Erkrankte“ bildet die Vielschichtigkeit der kontroversen Debatte ab
Ist ein rationaler Sterbewunsch bei psychischer Erkrankung denkbar?
Dass schwer körperlich Erkrankte Assistenz beim selbstbestimmten Sterben erhalten, ist in mehreren europäischen Ländern
mittlerweile möglich. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen steht die Diskussion um assistierten Suizid noch am Anfang. Viele Suizide geschehen in Folge einer akuten psychopathologischen
Symptomatik. Ist ein Wunsch, mittels assistiertem Suizid das Leben zu beenden, tatsächlicher, beständiger Wunsch oder Ausdruck der momentanen psychischen Disposition? Und, wie lässt er sich
zuverlässig beurteilen? Einen umfassenden Beitrag zu dieser komplexen und kontrovers geführten Debatte will das Fachbuch „Assistierter Suizid für psychisch Erkrankte – Herausforderung für die
Psychiatrie und Psychotherapie“ leisten. André Böhning ist Herausgeber des Titels, der am 25. Januar 2021 bei Hogrefe erschienen ist.
Das interdisziplinäre Autorinnen- und Autorenteam – aus Medizin, Psychologie, Pflegewissenschaft, Theologie und Rechtswissenschaft – beleuchtet die
wichtigsten Spannungsfelder zum assistierten Suizid von psychisch Kranken aus der Sicht ihres Fachgebiets. Ein Teil des Buches informiert umfassend über die aktuellen juristischen und politischen
Rahmenbedingungen sowie strafrechtliche Aspekte des assistierten Suizides u. a in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein weiterer Schwerpunkt liegt beim Thema „Suizidalität im Alter“ und
der Palliativmedizin. Der Band bietet zudem konkrete Fallbeispiele als Reflexionshilfe für die Praxis in Psychiatrie und Psychotherapie.
André Böhning hat Theologie und Philosophie studiert und diverse Zusatzausbildungen, u. a. systemische Paar- und Familientherapie, systemische Supervision und Coaching, systemische Verlust- und Trauerbegleitung, oder Moderation von ethischen Fallbesprechungen absolviert. Er arbeitet als Seelsorger und Psychotherapeut in der Psychiatrie St. Gallen Nord im ostschweizerischen Wil. Er ist zudem als Supervisor, Coach und Referent tätig.
Herausgeber: André Böhning
Assistierter Suizid für psychisch Erkrankte
Herausforderung für die Psychiatrie und Psychotherapie
2020, Originalausgabe.
Taschenbuch, 250 Seiten.
Hogrefe
ISBN: 978-3-456-86002-2
€ 39,95 [D], € 41,10 [A],
ca. 48,50 [CH]
Am 25. Januar 2021 erschienen
Selbsttötungsgedanken sind häufige Begleitphänomene schwerer, unheilbarer körperlicher und psychischer Erkrankungen. Die Mehrheit der Suizide wird von Menschen mit psychischen Erkrankungen vollzogen. Während es bei unheilbaren körperlichen Erkrankungen heute einen breiten Zuspruch gibt, wenn das Prinzip „Leidverminderung durch Lebensverkürzung“ in Form des künstlich herbei geführten Todes zur Anwendung kommt, ist dies bei psychischen Erkrankungen umstritten. Der Wunsch nach assistiertem Suizid von psychisch Erkrankten scheint schwerer greifbar. Er kann Ausdruck einer akuten psychischen Leidensphase sein, die jedoch medikamentös überwindbar ist. Er kann aber auch Ausdruck eines Wunsches sein, der auf Erfahrung durch wiederkehrende psychische Belastungsphasen beruht. Aber ist es nicht diskriminierend, wenn man den einen dies ermöglicht, den anderen nicht?
Das Fachbuch „Assistierter Suizid für psychisch Erkrankte“, herausgegeben von André Böhning, greift dazu die Herausforderungen und Kontroversen der Debatte auf. Dazu werden in diesem Band die interdisziplinären relevanten Fragestellungen aus Medizin incl. der Palliativmedizin, Psychologie, Ethik, Theologie sowie die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen für Deutschland und die Schweiz beschrieben und diskutiert. Aus jedem Fachgebiet werden mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis hinreichend Qualitätsmerkmale für den Umgang mit dem Wunsch nach dem assistierten Suizid von psychisch Kranken benannt, damit letztlich der Leser seine eigene Haltung dazu reflektieren und entwickeln kann.
"Das Buch bietet eine wichtige Orientierung in der gegenwärtigen Diskussion und zeigt die Spannungsfelder auf. Die politischen und strafrechtlichen Aspekte kommen ebenso zur Sprache wie ethische Gesichtspunkte. Sehr empfehlenswert zu lesen - nicht nur für Psychiater, Theologen, Sozialarbeitende, PSychotherapeuten, Palliativmediziner, Onkologen Neurologen, Pflegefachkräfte." - Gert Holle, Herausgeber www.glaubeaktuell.net
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Autor: Hogrefe; zusammengestellt von Gert Holle - 4.02.2021