Modern, psychologisch und mit Maria als Hauptfigur:
Das „Krippenspiel“ von Rudolf Borchardt aus dem Jahre 1920 ist im Oktober in bibliophiler Ausgabe im Claudius Verlag erschienen.
Maria als zentrale Figur, nicht stumm, sondern mit dem höchsten Redeanteil, ein anfangs zaudernder Josef, der erst
später seine Rolle aktiv annimmt, und eigenwillige Königs-Figuren. Modern und psychologisch brachte der Schriftsteller Rudolf Borchardt bereits 1920 sein „Krippenspiel“ in einer
Nacht im Advent zu Papier. Die Ausgabe folgt dem autorisierten Erstdruck von 1922. Das ausführliche Nachwort der Herausgeberin Gunilla Eschenbach gibt Aufschluss über die Einordnung von
Autor, Stück und Entstehungsgeschichte. Das Buch ist am 15. Oktober im Claudius Verlag erschienen.
Altes und Neues ergänzen sich im „Krippenspiel“. In ihrem Nachwort erläutert die Herausgeberin Gunilla Eschenbach, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Stuttgart und Mitarbeiterin
im Literaturarchiv Marbach, sowohl den starken traditionellen Bezug als auch die modernen Aspekte des Stücks: „Diese imaginierte semi-liturgische Grundstruktur ergänzte der Autor um eine
ausgesprochen modern wirkende, psychologisierende Figurencharakteristik.“ So sieht sie Borchardts Vorbilder in den mittelalterlichen Mysterienspielen. Zugleich dominieren selbstbestimmte Figuren
das Stück: Insbesondere Maria, sonst meist stumme Mutter Gottes, rückt in diesem Krippenspiel ins Zentrum des Geschehens.
Der Lyriker, Übersetzer und Autor Rudolf Borchardt (1877-1945) gehörte mit dem befreundeten Hugo von Hofmannsthal zu einem Künstlerkreis, zu dessen geistigem Zentrum auch das Schloss
Neubeuern zählte. Der Gastgeberin Ottonie Gräfin von Degenfeld-Schonburg ist es wohl zu verdanken, dass das „Krippenspiel“ existiert. Sie forderte freundlich, aber bestimmt, das Stück von „Rudi“
ein und „verbannte“ ihn für die Nacht vom 18. auf den 19. Dezember in die Bibliothek zum Schreiben. Am nächsten Morgen war das „Krippenspiel“ fertig.
Rudolf Borchardt
Krippenspiel
Herausgegeben und erläutert von Gunilla Eschenbach
1. Auflage
64 Seiten, Hardcover
Claudius Verlag
ISBN: 978-3-532-62837-9
€ 10,00
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Autor: Claudius Verlag; zusammengestellt von Gert Holle – 19.10.2019
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Autor: BusinessVillage; zusammengestellt von Gert Holle - 18.05.2022