Ein Christ, er zählt zu den Pastoren,
beklagt: an Pfingsten ist nichts
los!
Kein leeres Grab, kein Kind geboren,
nur Geist und Wind und Flammen bloß!
So fragt er sich, was soll er machen,
wenn er zu Pfingsten Kirche
hält?
Ein „Feuer“ vorm Altar entfachen? -
wär nichts, was dem KV* gefällt!
Und „Wind“, den kann ja niemand sehen,
zu wenig, wenn er leise
weht,
lässt man die Türen offenstehen.
Und „Geist“ ist das, was gar nicht geht...
es sei denn, dass man für die Augen,
dem Geist als Tier Gestalt
verleiht,
wofür besonders Tauben taugen,
die waren schon in alter Zeit
Symbol des Geistes für den Glauben! -
Jawohl, das ist es! - Unser
Christ
besorgt beim Halter weißer Tauben
ein Tier, das schön und handzahm ist.
Das gibt er dann dem Küster Meier,
dass ders verbirgt und erst zum
Fest,
am vorbestimmten Punkt der Feier
von der Empore fliegen lässt,
des Geistes Ankunft klares Zeichen.
Der Pfarrer weist den Küster
an
(um höchste Wirkung zu erreichen),
dass er die Taube schickt, erst dann,
wenn in der Predigt Worte kommen,
mit denen er den Geist
beschwört:
„So komm, oh Geist, zu allen Frommen!“
Dann erst, wenn Meier dieses
hört,
soll er befrein das weiße Täubchen,
damit es fliegt, damit es
schwebt
als dieses Pfingstfests Sahnehäubchen
und aller Christen Herz erhebt. -
Das Fest ist da, wirds wohl gelingen?
Ist Küster Meier auch am
Platz?
Wird heut der Geist zu Herzen dringen?
Man hört der Predigt ersten Satz...
Die Christen der Gemeinde hocken
still in der Bank, der Pfarrer
spricht!
Mit süßen Worten will er locken,
man säume in der Liebe nicht
und diene mit des Geistes Gaben
den andern Christen, nah und
fern,
besonders Armen, die nichts haben.
Man helfe und man schenke gern,
„der Geist wird uns zu Hilfe kommen.“
Und endlich ist die Stelle
da:
„So komm, oh Geist, zu allen Frommen!“
Doch bleibt es still, kein Oh und Ah,
kein Taubenfliegen und kein -schweben...
Was ist in diesem Fall zu
tun,
hilfts wohl, die Stimme zu erheben?
Der Pfarrer ruft, viel lauter nun:
„Der Geist wird uns zu Hilfe kommen.“
Die Stimme überschlägt sich
fast:
„So komm, oh Geist, zu allen Frommen!“
Doch wieder nichts! Der Küster
passt,
von oben kommt kein Flügelschlagen,
nichts ist zu sehn und nichts zu
hörn.
Jetzt platzt dem Pfarrer doch der Kragen:
„Ich will, Herr Meier, ja nicht
störn,
doch frag ich, ob Sie wohl verschliefen,
die Worte, die wir
ausgemacht,
die meine Lippen zweimal riefen?“
Jetzt scheint der Küster
aufgewacht,
er schreit: „Ich hab es nicht vergessen!
Herr Pfarrer, ich bedaure
sehr,
doch hat ihn wohl die Katz gefressen!
Den Heilgen Geist, den gibts nicht
mehr!“
* KV = Kirchenvorstand