Wenn Gefühle Geschichte machen: Emotionsgeschichte von der Antike bis heute

Die Geschichte der Gefühle

Foto: wbg Theiss
Foto: wbg Theiss

Inwieweit wissen wir, ob wir glücklich oder traurig sind oder Schmerzen haben ? Was ist Glück? Hätten unsere Vorfahren auf diese Fragen die gleichen Antworten gegeben wie wir?

 

 

Rob Boddice rückt Gefühle, Leidenschaften und Stimmungen in den Fokus der Geschichtsschreibung. Damit wagt er ein Mammutprojekt: die Darstellung des Gefühlslebens von den Griechen und Römern bis in die Gegenwart.

 

Dabei wird klar, dass Gefühle nichts Objektives oder Zeitloses sind. Sie werden je nach historischem und kulturellem Kontext anders wahrgenommen und ausgedrückt. Wir können sie heute nur durch die Schichten zeitgebundener kultureller Drehbücher hindurch verstehen und Boddice unternimmt den Versuch, diese Drehbücher zu dekodieren:

 

  • Haben unsere Vorfahren so gefühlt wie wir? Emotionen im historischen und kulturellen Kontext
  • Was prägt unser Fühlen? Eine Zeitreise durch die Mentalitätsgeschichte
  • Gesten, Gefühle, Erleben: Was in traditionellen Darstellungen verschwiegen wird
  • Neuroplastizität, Mikroevolution und Epigenetik: ein erweiterter Blick auf die Gefühle der Vergangenheit
  • Impuls zur Selbstreflexion: Wie Emotionen unser Denken und Handeln prägen

 

Die Macht der Gefühle - eine faszinierende Entdeckungsreise

 

Boddice zeigt, wie Gefühle über Jahrhunderte und über alle Kontinente hinweg Gesellschaften beeinflussten. Wut und Unzufriedenheit waren immer schon der Antrieb für Revolution und Umsturz. Das Streben nach Glück stellte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die Vision einer besseren Zukunft dar. Im Zeitalter der Aufklärung wurden zum ersten Mal irrationale Affekte von rationalen Gedanken strikt getrennt. Doch Gefühle haben bis heute die Geschichte mit geprägt. Es ist Zeit, ihre historische Bedeutung zu erforschen.

 

Über den Autor

Rob Boddice arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin. Er ist Gastwissenschaftler im Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin und wirkte zuvor als Marie-Curie Cofund Fellow in Berlin, als Honorary Research Fellowship am Birkbeck Pain Project in London und als Postdoc Fellow am Department of the History of Science an der Harvard University.

 

 

Rob Boddice
Die Geschichte der Gefühle
Wbg Theiss
272 Seiten
ISBN: 978-3-8062-4011-5
Preis: 25,00 EUR.

 

 

 

»Die Geschichte der Gefühle« von Rob Boddice ist die erste Darstellung des Gefühlslebens quer durch alle Epochen von der Antike bis zur Gegenwart hinweg. In verschiedenen Momentaufnahmen zeigt Boddice, wie sich die Bewertung, der Ausdruck und das Erleben von Emotionen im Laufe der Zeit verändert haben. Denn unsere Gefühle und der Ausdruck ebendieser sind keineswegs naturgegeben, sondern stets durch den historischen und kulturellen Kontext bestimmt. 

Boddice lehnt eine universelle Emotionstheorie ab und wählt stattdessen eine biokulturelle Herangehensweise. Hierdurch gelingt es ihm, allgemeine Annahmen über die emotionalen Stereotype der jeweiligen Epoche zu durchbrechen, was ihn zu neuen Erkenntnissen führt: In der »Ilias« geht es entgegen allgemeiner Annahmen gar nicht um Wut, platonischer Ekel entpuppt sich als Verlangen und die Aufklärung, das vermeintliche »Zeitalter der Empfindsamkeit«, ist durch einen Mangel an Gefühl und unser eigenes höchst emotionales Zeitalter durch eine verordnete Unterwürfigkeit geprägt.  

 

»Für mich liegt gerade in dem Verlorengegangenen das, was Geschichte lebendig werden lässt – vor allem, wenn es um Gefühle geht.« - Rob Boddice

Anders als in Boddices »The History of Emotions« (2018), das sich auf die Theorien, Methoden und Herausforderungen der Emotionsgeschichte als Forschungsfeld konzentriert, stehen in »Die Geschichte der Gefühle« die Gefühle in ihrer historischen und kulturellen Diversität selbst im Vordergrund. Die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse bieten zudem wichtige Anregungen für eine kritische Reflexion unseres eigenen Empfindens: Welchen »moralische Ökonomien« sind unsere eigenen Gefühle unterworfen? Wie können wir affektive Vorschriften aufbrechen und zu einem authentischen Empfinden gelangen?

Das, was in traditionellen Narrationen der Vergangenheit meist unsichtbar bleibt – unsere Gesten, unsere Gefühle und unser Erleben – wird von Boddice in »Die Geschichte der Gefühle« an die Oberfläche geholt. Hierdurch wird die Architektur der vorherrschenden moralischen Ökonomien der jeweiligen Zeit enthüllt, wodurch wir unserer eigenen emotionalen Begrenzungen gewahr werden.

 

 

Interpretierte Vergangenheit

Reise in die Mentalitätsgeschichte

Dass Gefühle abhängig sind von ihrem historischen und kulturellen Kontext - man konnte es erahnen. Diese Arbeit von Rob Boddice verschafft einem Gewissheit. Hier stehen die Gefühle im Vordergurnd und geben Impulse für die Betrachtung eigener Gefühlswelten. Ein lesenswertes Buch, das Lust darauf macht sich auf eine Zeitreise in der Mentalitätsgeschichte zu begeben.Ein umfangreiches Werk, das neue Sichtweisen auf die Welt der Gefühle eröffnet. - Gert Holle, Herausgeber GlaubeAktuell

 

Dieses Buch gibt den Lesern alle Werkzeuge an die Hand, Gefühle und ihre Geschichte zu verstehen und sich in historische Epochen und deren Akteure hineinzuversetzen. So kann die Vergangenheit neu interpretiert werden!

 

 

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Autor: Wbg Theiss; zusammengestellt von Gert Holle – 3.03.2020