Geschlechtervielfalt auf den Grund gegangen - "G*tt w/m/d" neu im Nünnerich-Asmus Verlag

G*tt w/m/d

Foto: Nünnerich-Asmus
Foto: Nünnerich-Asmus

Die Genderfrage als Modeerscheinung unserer Zeit? Keineswegs - dass Diversität ein Thema so alt wie Menschengedenken ist, zeigt der Band „G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ und geht dabei religionsgeschichtlichen Überlegungen zu Gender von der Antike bis in die Gegenwart auf den Grund. Fragen nach dem Geschlecht Gottes und den diversen Menschen- und Gottesbildern werden anhand internationaler archäologischer Objekte gestellt. Antworten werden bei antiken Philosophen, in jüdischen und christlichen Handschriften und insbesondere der Bibel gesucht.  Interviews mit transidenten Menschen offenbaren ihre Weise die Bibel zu lesen.

Der Katalog begleitet die gleichnamige Ausstellung im Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt vom 23. Juni bis 19. Dezember 2021.

 

G*tt w/m/d
Geschlechtervielfalt seit biblisichen Zeiten
Veit Dinkelaker, Martin Peilstöcker (Hrsg.)

€ 23,00 (D) / € 23,70 (A)
208 Seiten, 225 Abbildungen und 10 Karten
22 x 28 cm
Broschur
ISBN: 978-3-96176-138-8

 

Katalog zur Ausstellung im Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt geht religionsgeschichtlichen Überlegungen zu Gender auf den

 

Grund

Die Frage der Geschlechtsidentität, die Genderfrage, ist keine Erfindung unserer Zeit, keine Modeerscheinung. Und dennoch

werden Themen, wie eine geschlechtergerechte Sprache, aktuell hitzig diskutiert. Dass die Debatte um Geschlechtsidentität

jedoch uralt ist und nicht nur das Menschen-, sondern auch das Gottesbild erfasste, dokumentiert der Ausstellungskatalog

„G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ (ET: 22.06.2021). Der Band greift den Diskurs um Geschlechtervielfalt,

die auch Transidentität und Intersexualität umfasst, auf und zeigt dessen Wandel bis heute anhand philosophischer Aufzeichnungen und Überlieferungen aus der Alltagskultur oder der Kunst vergangener Epochen. Bilder archäologischer

 

Fundstücke aus Israel und Ägypten sowie seltener und wertvoller Handschriften aus internationalen Museen und immer wieder ein genauer Blick in die Bibel begleiten Fragen wie ‚Welches Geschlecht hat Gott? Ist Gott weiblich oder männlich oder etwas ganz Anderes?

 

In der Schöpfungserzählung erschafft Gott den Menschen „nach seinem Bilde, … männlich und weiblich“ (Gen 1,27, siehe Einheitsübersetzung 2016) – ein androgyner Urmensch? Antike und spätere Autoren in Judentum und Christentum diskutieren diese Stelle und malen sie aus. In christlicher Literatur der Mystik gibt es Darstellungen, auf denen Mischwesen weibliche und männliche Merkmale tragen.

Zu Beginn der Neuzeit entscheidet sich Martin Luther gegen diese Lesart und übersetzt die Bibelstelle anders. Auf Deutsch heißt es jetzt: „Gott schuf den Menschen … als Mann und Frau“ (Gen 1,27 Lutherübersetzung 2017). Der Originaldruck des Genesiskommentars von Martin Luther ist eine Spur, die erklärt, warum der antike Gedanke des „androgynen Urmenschen“ in Vergessenheit geraten ist. Ein männliches Gottesbild setzt sich durch, das den Schwerpunkt auf Gott-Vater setzt.

 

Die Moderne legte Menschen lange biologisch auf ein Geschlecht fest: Mann oder Frau. Katalog und Ausstellung dokumentieren den Diskurs um den Wandel bis zur heutigen Rechtsprechung, die Vielfalt anerkennt. In das Verständnis der Diversität werden auch transidente Menschen einbezogen. Transidente Menschen erzählen virtuell aus ihrer Biographie und von ihrer Weise, die Bibel zu lesen.

 

Die Autor*innen skizzieren göttliche Geschlechterrollen anhand von Gottesdarstellungen seit vorgeschichtlicher Zeit. Dass das G*ttesbild der Bibel eine Vielfalt von Geschlechtlichkeit – eingeschlossen einer Gender-Polemik in der hebräischen Bibel –, aufweist, gehört ebenso zu den Erkenntnissen wie die Vorstellung eines androgynen Adam als Entgrenzung der Geschlechter in der christlichen Alchemie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

 

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Autorin: Nünnerich-Asmus Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 30.06.2021