Bischof Heinrich Timmerevers aus dem Bistum Dresden-Meißen spricht im
Bonifatiuswerk-Interview über konkrete Diaspora-Erfahrungen im Alltag und einen ganz besonderen Zusammenhalt in der Pandemie
Sie kommen ursprünglich aus einer katholisch geprägten Region. Wie haben Sie persönlich die Umstellung auf die Diaspora erlebt?
Bischof Timmerevers: Der Wechsel aus meiner stark katholisch geprägten Heimat im Oldenburger Land in die sächsisch-thüringische Diaspora ist für mich ein prägendes Erlebnis und eine intensive Lern-Erfahrung. In meinem neuen Zuhause erlebe ich tagtäglich, dass Kirche und Glaube längst nicht überall selbstverständlicher Teil des Alltags sind. Diese Erfahrung steht meiner Einschätzung nach allerdings in ganz Deutschland zunehmend bevor. Mich beeindruckt es, hier in der Diaspora nun an vielen Punkten mitzuerleben, mit welchem Engagement und Mut sich die kleine Kirche unserer Region in die Gesellschaft und den Alltag der Menschen einbringt und was dieses Engagement bewirken kann.
Was bedeutet Diaspora konkret im Alltag Ihres Bistums?
Bischof Timmerevers: Zuallererst: Jede und jeder ist gefordert, im eigenen Leben Zeugnis von dem zu geben, was das persönliche Leben als Christ ausmacht und in welchem Glauben dieses Leben seine Wurzeln hat. Es ist hier einfach keine Selbstverständlichkeit, Christ zu sein. Das wirft Fragen auf und wird diskutiert – ob in der Schule, im Büro oder in der Fabrikhalle. Das Schöne daran ist zugleich, dass unsere Mitmenschen sehr offen und interessiert sind. Und unsere Christen sind es häufig bereits gewohnt, über den eigenen Glauben mit anderen zu sprechen. Das gefällt mir. Und schließlich möchte ich die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern erwähnen. Als Christen halten wir hier wirklich eng zusammen.
Wie gelingt es gerade in Corona-Zeiten, die Gemeinden zusammenzuhalten?
Bischof Timmerevers: In unseren Gemeinden ist ein lang geübtes Talent vorhanden, auf ungewohnte Situationen zu reagieren. Die Kreativität der Menschen vor Ort überrascht mich immer wieder. Die Vielfalt der Angebote hat von Einkaufsunterstützungen für Hilfsbedürftige, Gesprächsangeboten für Einsame und den vielfältigen Gottesdienst-Streamings bis hin zu gemeinsamen Gebetsandachten als Telefonkonferenzen gereicht. Ein Experiment, das ich besonders gelungen fand, war der große Festgottesdienst zum 100-jährigen Wiedererrichtungs-Jubiläum unseres Bistums in diesem Sommer. Der Hauptgottesdienst dazu wurde in der Dresdner Kathedrale gefeiert und im Fernsehen übertragen. In den Gemeinden kamen aber parallel dazu die Gläubigen ebenfalls zur Gottesdienstfeier zusammen. Sie sahen sich gemeinsam die Übertragung an und wurden dann auch während der Messfeier in die Übertragung zugeschaltet. Viele Elemente – beispielsweise die Fürbitten oder ein gemeinsames Bistumslied – wurden vor Ort gesprochen oder gesungen und dann eingeblendet. Diese Vielfalt unserer Region zu erleben, hat mich sehr berührt.
„Werde Liebesbote“ ist das diesjährige Leitwort der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks. Wie können Christen im Alltag zu Liebesboten werden?
Bischof Timmerevers: Indem sie das Evangelium immer wieder neu in ihrem Alltag lebendig werden lassen. Die Nachfolge Christi ist kein theoretisches Konstrukt. Sie will gelebt und erfahren werden. Dann strahlt die Liebe Gottes durch uns als Liebesboten zu unseren Mitmenschen weiter.
Gibt es ein, zwei Projekte des Bonifatiuswerks in Ihrer Diözese, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Bischof Timmerevers: Da möchte ich zunächst einen „Klassiker“ nennen, mit dem jeder Katholik unserer Region sicher vertraut ist: die Religiösen Kinderwochen, die den Jungen und Mädchen in unseren Gemeinden eine Woche lang ganz intensiv Gemeinschaft und Glauben erfahrbar machen. Das ist ein enormer Schatz, für dessen Unterstützung durch das Bonifatiuswerk ich enorm dankbar bin.
Als Zweites fällt mir ganz konkret die geplante Rom-Fahrt unseres Bischöflichen Montessori-Schulzentrums Leipzig ein. Aus Anlass des 25-jährigen Schuljubiläums werden alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse sowie das komplette Lehrerkollegium und alle Mitarbeitenden – also rund 720 Personen – gemeinsam nach Rom fahren. Das wird sicher ein prägendes Erlebnis und eine besondere Erfahrung unserer Weltkirche, auf die ich mich sehr freue.
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Autor: BusinessVillage; zusammengestellt von Gert Holle - 18.05.2022