Zeit in Bibel und Physik samt frühester Philosophie

Foto: R.G. Fischer-Verlag
Foto: R.G. Fischer-Verlag

Die Physik von der Relativitätstheorie zur Quantenmechanik hat im letzten Jahrhundert unser Verständnis für das Wesen der Zeit erheblich erweitert. Die Autoren schildern Erkenntnisse, die der breiten Öffentlichkeit oft nicht bekannt sind. Diese werden im zweiten Teil dem Zeitverständnis der Bibel gegenübergestellt. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Gott der Bibel, »der Ewige«, souverän über der Zeit steht. Es zeigt sich, dass Bibel und moderne Physik das Wesen der Zeit weitaus ähnlicher sehen als viele denken. Im dritten Teil wird das Zeitverständnis frühgriechischer Philosophie analysiert. Viele ihrer Gedanken werden heute in der Physik diskutiert. Heraklit ist mit seinem »Alles fließt« nahe am sogenannten Zeitpfeil der Physik. Parmenides stellt fest: Das Seiende ist, hinter dem Erfahrbaren bleibt alles zeitlich und räumlich unverändert. Parallelen zu biblischen Aussagen sind hier offensichtlich, aber auch neueste Erkenntnisse der Physik tendieren in diese Richtung.

 

Über die Autoren: 

Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Josef Mittermeier studierte allgemeine Physik an der Technischen Universität München und promovierte zum Dr.-Ing. im Fachgebiet Werkstoffwissenschaften. Er war in verschiedenen Management- und Geschäftsführungspositionen in den USA und in Deutschland tätig. Neben seiner beruflichen Tätigkeit beschäftigte er sich mit der Bibel und predigte in verschiedenen christlichen Gemeinden.

 

Dr. phil. Alfred Gerstenkorn studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Germanistik, Linguistik und Slawistik und promovierte im Fachgebiet Germanistik. Dann war er in einer Großforschungseinrichtung als Abteilungsleiter für nationale und internationale Projekte mit begriffswissenschaftlich ausgerichteten Produkten wie Thesauri verantwortlich. Er erfüllte dabei 30 Lehraufträge an drei deutschen Universitäten. In den letzten Jahren beschäftigte er sich intensiv mit frühgriechischer Philosophie.               

 

 

Josef Mittermeier / Alfred Gerstenkorn

Zeit in Bibel und Physik samt frühester Philosophie

Paperback.

402 Seiten.

€ 39,90

 

ISBN 978-3-8301-9525-2

Was ist eigentlich Zeit?

 

Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es. Will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht “ schrieb der Kirchenlehrer Augustinus im 4. Jahrhundert nach Christus.

Eigentlich ist es unmöglich über sie zu sprechen, denn wir können sie, die Zeit, nur erahnen. Licht können wir mit den Augen sehen, den Schall mit den Ohren hören und den Druck mit dem Körper spüren. Aber kein Sinnesorgan hilft uns, die Zeit zu begreifen. Jedem von uns erscheint die Zeit vertraut und selbstverständlich, doch je länger man darüber nachdenkt, um so unbestimmter wird der Begriff. Viele große Denker und Gelehrte haben sich mit dem Phänomen Zeit befasst, sie konnten jedoch das Rätsel bisher noch nicht lösen. 

 

Die Zeit hat es nicht immer gegeben.

Die Energie von allem, was heute im Universum in Form von Masse und Licht existiert, war schon im Moment des Urknalls vorhanden. Davon geht zumindest das „Standardmodell der Kosmologie“ aus. Die Masse war dabei in einem sehr kleinen, enorm dichten und heißen Punkt zusammengepresst. Erst mit dem Urknall vor etwa 13,7 Milliarden Jahren entstanden die vier uns heute bekannten Dimensionen – die drei räumlichen und eine zeitliche. Seither dehnt sich bekanntlich das Universum immer schneller aus und gibt auch der Zeit eine Richtung. Mit dem Urknall erhielt auch die Zeit ihre charakteristische Ordnung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie verrinnt immer in eine Richtung, d.h. die Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist unumkehrbar, wie ein abgeschossener Pfeil, der auch nur in eine Richtung sich fortbewegt. Die Zeit lässt sich mit modernen Methoden bis viele Stellen hinter dem Komma exakt bestimmen, doch vergeht die Zeit nicht überall gleich schnell. Uhren zeigen im Tal weniger verstrichene Zeit an, als auf einem Gipfel. Das hängt damit zusammen, dass die Erdmasse, also die Masse allgemein die Zeit dehnt. Die Masse beeinflusst den Ablauf der Zeit. Masse dehnt die Zeit. Dies beruht auf einer bestimmten Beziehung zwischen der Energie des Lichts und seiner Frequenz. Wenn sich das Licht im Gravitationsfeld der Erde aufwärtsbewegt, verliert es an Energie und damit nimmt seine Frequenz ab. Daraus folgt, dass Raum und Zeit untrennbar miteinander verbunden sind. Man spricht daher auch von der Raumzeit. Isaac Newton und auch andere Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Zeit überall im Universum gleich schnell verlaufen würde. Erst Einstein widersprach dieser Theorie, er behauptete das Gegenteil: Die Zeit kann unterschiedlich schnell sein, das hängt davon ab wo man sie misst – die Zeit ist also nicht absolut sondern relativ.

 

In dem Buch „Zeit  in Bibel und Physik“ erklärt Josef Mittermeier, studierter Physiker und promovierter Dr.-Ing. im Fachgebiet Werkstoffwissenschaften, wie die Quantenmechanik von unseren alltäglichen Erfahrungen abweicht: „Albert Einstein stellte einmal die etwas sarkastische Frage: „Ist der Mond da, wenn wir nicht hinsehen?“ Er wollte nicht akzeptieren, dass Teilchen ohne Beobachtung und Messung nur Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind, also ein „undefiniertes, verteiltes, wellenartiges Etwas.“ Eine Interpretation der Quantenmechanik geht nämlich davon aus, dass erst durch die Messung selbst oder das „Hinsehen“ Dinge in gewisser Weise real werden, vorher ist das nicht der Fall. Auf den Mond übertragen heißt das: Der Mond ist da und gleichzeitig nicht da.“

Wie bitte? O.k., wer den kleinen Ausflug in die Quantenmechanik nicht folgen kann, findet in den rund 400 Seiten des Buchs einige andere Facetten des Zeitbegriffs, die auch für Nichphysikaffine leichter nachzuvollziehen sind. Kern des Buches ist allerdings die These, dass sich Naturwissenschaft und Glaube nicht widersprechen müssen, was eben an der Auseinandersetzung mit dem Zeitbegriff anhand aufgezeigt wird. Diese Auseinandersetzung mündet in sieben zusammenfassende Kernaussagen. Neben der physikalischen Sichtweise zum Thema „Zeit“ behandelt Mittermeier also auch Betrachtungen durch die Bibel. Und er meint schließlich, dass speziell die physikalischen Theorien der letzten 150 Jahre und Glaube auch im Hinblick auf den Begriff „Zeit“ verblüffend gut zusammenpassen. Dabei geht er vom klassischen Verständnis aus, das Gott über der Zeit steht, also nicht dem „Korsett der Zeit“ unterworfen ist. Diese Vorstellung, die bereits von Augustinus vertreten wurde, „wird bei wörtlicher Deutung der Bibel vielfach unterstützt“, meint Mittermeier. Viele sehen es heute als unvernünftig an, noch an Gott zu glauben oder gar bibeltreuer Christ zu sein. Diese Bedenken versucht er zu zerstreuen. Ob ihm das gelingt, möge jeder selbst beurteilen. Falls nicht, sind gleich zu Beginn des Buches einige interessante Buchtitel aufgelistet, die zumindest die physikalische Seite des Zeitbegriffs noch detaillierter erläutern. Was die Bibel anbelangt gibt Mittermeier nach dem Abriss zum physikalischen Weltbild im Wandel der Zeit in einem zweiten Hauptteil die biblische Sicht zum Zeitbegriff wieder, wobei er zunächst der Frage nachgeht, was denn überhaupt Anlass dazu gibt, die Bibel als vollständig wahr anzusehen. Bibeltreue Christen haben hier sicher keine Probleme, den Ausführungen zu folgen. Wer dem Ganzen kritischer gegenübersteht, wird genügend Anhaltspunkte zum intensiven Nachdenken finden.  Den Schöpfungsbericht bringt Mittermeier in erstaunlicher Weise in Zusammenhang mit der physikalischen Sichtweise auf den Urknall. Aus seiner Sicht sagt die Bibel sogar ein Ende des Universums voraus und dies sei mit dem Stand der heutigen Physik verträglich. Scheinbare Widersprüche in der Bibel würden nicht an der Unvollkommenheit der Bibel liegen, sondern in der menschlichen Beschränktheit? So würden wir immer, wenn wir über Zeit nachdenken, uns unserer eigenen Beschränktheit bewusst. Darüber kann man sicher lange diskutieren. Diese Anregung ist ein Verdienst dieses ersten Komplexes in „Zeit in Bibel und Physik“. An Gott zu glauben oder nicht, sei letztlich keine Verstandessache, sondern eine Sache des Herzens, wenn auch in der moderne Physik - und damit auf der Verstandesebene - ein starker Hinweis auf den ewigen Gott gegeben werde. Letztendlich möchte man an Gott glauben oder nicht. „Wenn du nicht an Gott glauben willst, dann ist es deine Sache. Ich kann und werde deine Meinung nicht ändern können.“ Mittermeier ist aber davon überzeugt, dass sich Zweifel überwinden lassen.

 

Im zweiten Buch im Buch „Zeit in Bibel und Physik“, das der studierte Germanist, Linguist und Slawist Dr. phil. Alfred Gerstenkorn beigesteuert hat, wird kurz und bündig die Zeit in der Entwicklung der frühesten Philosophie von Hesiod bis Aristoteles erläutert. Ausführliche Zitierungen geben einen guten Einblick in das Denken der zitierten Autoren. „Was sagen die Philosophen über einen Anfang und ein Ende der Zeit?“ Gibt es noch einen Platz für Gott? „Ist die Welt zyklisch?“ „Welche Ursachen für Anfang und Ende der Welt bieten die Philosophen an?“ 

 

Wer darüber Einiges erfahren will, sollte sich das Buch, das im Frankfurter R.G. Fischer-Verlag erschienen ist, zu Gemüte führen. Wie gesagt, die Anregungen, sich gedanklich mit existentiellen Fragen auseinanderzusetzen, sind zahlreich und gut – auch wenn man auf den ersten Blick mit der einen oder anderen These nicht konform gehen mag. Das muss aber auch nicht sein. Zweifel sind angebracht, aber auch die Bereitschaft, sich auf die Argumente der Autoren einzulassen.

 

 

Gert Holle, Herausgeber www.glaubeaktuell.net

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Autor: R.G. Fischer-Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 30.04.2022