Wir sind Kirche Intern. zur Weltsynode 2: „Der Systemwechsel ist eingeleitet und wird grundlegende Veränderungen bringen“

Statements des Wir sind Kirche-Online-Pressegesprächs, 9. Oktober 2023

 

9.10.2023

 

(Rom / Frankfurt/ wsk) - Fünf Tage nach der Eröffnung der Synodenversammlung in Rom zieht Wir sind Kirche eine erste grundsätzlich positive Bilanz dieses höchst ambitionierten weltweiten Synodalen Prozesses. Die Einbeziehung von getauften Männern und Frauen, die keine Bischöfe sind, ist ein grundlegender Schritt von einem hierarchischen System hin zu einer wirklich inklusiven synodalen Kirche, auch wenn der Frauenanteil, der etwa ein Siebtel ausmacht, noch viel zu gering ist.

„Von Frauen und von Sexualität dürfen und können Kleriker aufgrund ihrer eigenen Regeln wenig verstehen“, erklärte Dr. Martha Heizer von der Plattform Wir sind Kirche in Österreich und stellvertretende Vorsitzende von Wir sind Kirche International„Und gerade da glauben die Kleriker, dem Kirchenvolk Vorschriften machen zu können. Dabei richten sie durch ihre Kompetenzüberschreitung viel Unheil an.“ Schon der Konzilspapst Johannes XXIII. bezeichnete die Frauenfrage als eines der großen „Zeichen der Zeit“. Hieran muss die Weltsynode anknüpfen und neue Wege in der Ämterfrage finden, wenn die Menschenrechte auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche gelten sollen, so Martha Heizer.

 

„Machtmissbrauch, geistlicher Missbrauch, sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung haben die Glaubwürdigkeit unserer Kirche in vielen Ländern zutiefst erschüttert, kein Land wird davon verschont bleiben“, beklagte Christian Weisner, deutscher Mitinitiator des 1995 zuerst in Österreich gestarteten Kirchenvolksbegehrens Wir sind Kirche, das seitdem international aktiv und vernetzt ist. Die Weltsynode muss plausible Antworten finden, um die Ursachen von Missbrauch und deren Vertuschung zu bekämpfen, forderte Weisner. Auch wenn dieses Thema – anders als beim Synodalen Weg in Deutschland – nicht direkt auf der Agenda in Rom steht: Die Reformforderungen, die 1995 von Wir sind Kirche in Österreich als Antwort auf den Missbrauchsskandal des Wiener Kardinals Hans Hermann Groër formuliert wurden, erweisen sich – das haben schon die kontinentalen Berichte gezeigt – als mittlerweile weltweiter Reformkanon.

 

„Klerikaler Missbrauch und EQUALITY sind die Hauptthemen der zahlreichen Reformgruppen, die die Synode in Rom begleiten und auch im Kontakt zu den Synodalen stehen. Wir fordern EQUALITY für Laien, für Frauen und für LGBTQ+ Menschen“, erklärte Colm Holmes aus Dublin, Vorsitzender von Wir sind Kirche International und auch Sprecher von We are Church IrelandWir sind Kirche und viele andere Reformkräfte werden die Weltsynode vom 4. bis 29. Oktober 2023 in Rom mit Veranstaltungen, Aktionen und Pressearbeit begleiten (https://www.we-are-church.org/123/index.php/activities/synod-rome-2023). Es wird ein höchst dynamischer und spannender Prozess werden, der nicht mehr zu stoppen sein wird. 

Am 15. und 16. Oktober 2023 wird Wir sind Kirche International seine zweijährliche Konferenz unter dem Motto „Gleichheit für alle“ in der Casa Bonus Pastor in Rom abhalten und ein neues Koordinierungsteam wählen.

 

„Es heißt immer, die Jugend sei die Zukunft der Kirche. Vergessen wird dabei aber gerne, dass wir auch schon zur Gegenwart gehören“, mahnte Marlies Prinz, Theologiestudentin in Innsbruck und Jugendvertreterin im Leitungsteam der Plattform Wir sind Kirche in Österreich. „Stärkere Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen bei künftigen synodalen Prozessen in der Kirche sind deshalb unbedingt notwendig!“ Marlies Prinz hat am internationalen ökumenischen Event „Together – Gathering of the People of God” vor Beginn der Synode teilgenommen und war bei der Übergabe einer Petition an die Schweizer Synodalin Helena Jepessen-Spuhler in Rom dabei.

 

Internationale Hybrid-Veranstaltung 8. bis 14. Oktober 2023

Wir sind Kirche International wirkt an der von Spirit Unbounded initiierten Hybrid-Veranstaltung „Menschenrechte in der entstehenden katholischen Kirche“ mit, die von Laien geleitet ist und zeitgleich mit der Synode in Rom, Bristol und online stattfindet. „Dass von den mehr als 115 Sprecherinnen und Sprechern nur sechs aus dem deutschsprachigen Raum stammen, zeigt: Der Synodale Weg in Deutschland ist kein Alleingang, sondern wird von namhaften Katholikinnen und Katholiken weltweit mitgetragen“, berichtete Claus Geissendörfer aus London vom Spirit Unbounded-Team. Neben Dr. Martha Heizer aus Österreich sind dies aus Deutschland Prof'in Claudia Nothelle, Miki Herrlein, Mara Klein und Benedikt Klafki sowie die deutsche Theologin und Ethikerin Dr. Hille Haker von der Loyola University Chicago. Gegen eine geringe Gebühr (ab 24 britische Pfund = 28 Euro) können alle Beiträge auch anschließend im Internet angeschaut werden: https://spiritunbounded.org/event
> Informationen über das Gesamtprogramm  
> Anmeldung zur Online-Teilnahme (ab 24 Britische Pfund = 28 Euro)  

 

Hinweis: Pressekonferenz mit Sr. Joan Chittester OSB und der ehemaligen irischen Präsidentin Mary McAleese am Samstag, 14. Oktober 2023 um 16:35 in der Casa Bonus Pastor, Via Aurelia 208 in Rom.