Wir sind Kirche zur konstituierenden Sitzung des Synodalen Ausschusses am 10./11. November 2023 in Essen

Rückenwind aus Rom für den Synodalen Ausschuss in Deutschland

8.11.2023

  • Synodaler Weg in Deutschland kein Sonderweg
  • Stärkung der nationalen Bischofskonferenzen
  • Auch Vatikan muss Dialogbereitschaft zeigen

(München, Essen/wsk) - „Mit dem Rückenwind von der Weltsynode in Rom den Synodalen Prozess in Deutschland beherzt weiter führen!“ Dies ist der Appell der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an die Teilnehmenden der konstituierenden Sitzung des Synodalen Ausschusses am 10./11. November 2023 in Essen. Der Vorbereitungsprozess und die vor wenigen Tagen beendete erste weltweite Synodenversammlung in Rom haben die römisch-katholische Kirche bereits jetzt grundlegend verändert. Mit der Öffnung der Synode für getaufte Männer und Frauen, die keine Bischöfe sind, hat Papst Franziskus einen Systemwechsel vollzogen, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und darf.

 

Nun muss der von Papst Franziskus initiierte Reformprozess auf allen Ebenen der Weltkirche konkret weitergehen: Nach der Synode 2023 ist vor der Synode 2024. Dieses Zeitfenster ist zu nutzen, konkrete Antworten und Lösungsvorschläge zu Fragen der Leitung, der Gleichberechtigung der Frauen, der Einbeziehung von Minderheitengruppen und zu anderen Themen theologisch und kirchenrechtlich zu erarbeiten.

Synodaler Weg in Deutschland kein Sonderweg

Die Synodenversammlung in Rom hat einmal mehr gezeigt, dass der Synodale Weg in Deutschland kein Sonderweg war, sondern wichtige Vorarbeit für die Weltsynode geleistet hat. Dies wurde von Teilnehmenden aus aller Welt anerkannt. Denn zum einen geht es darum, die katholische Kirche in den jeweiligen Kulturen zukunftsfähig zu machen. Zum anderen um die Bekämpfung der systemischen Ursachen von Missbrauch und Vertuschung, die unsere Kirche in eine weltweite Glaubwürdigkeitskrise geführt haben. Die Chance liegt jetzt in einem Transformationsprozess auf allen Ebenen, der nicht mehr zu stoppen sein wird.

 

Wir sind Kirche begrüßt, dass trotz des Ausscherens von vier Bischöfen (Gregor Maria Hanke, Eichstätt; Stefan Oster, Passau; Rudolf Voderholzer, Regensburg; Kardinal Rainer Maria Woelki, Köln) die Finanzierung durch die anderen 23 Bistümer gesichert werden konnte. Auch Australien plant jetzt einen Synodalen Rat, der aus einer Gruppe gebildet wird, die aus den Beratungen beim sogenannten Plenarkonzil hervorgegangen ist.

 

Die vier Bischöfe, die im Sommer 2023 ihre Zustimmung zum Synodalen Ausschuss und zu dessen Finanzierung verweigert hatten, fordert Wir sind Kirche jetzt auf, ihre getroffene Entscheidung unverzüglich zu korrigieren, da die damals genannten Begründungen gegenstandslos geworden sind.

 

Stärkung der nationalen Bischofskonferenzen

Eine Schlüsselfrage für die Zukunft wird sein, welche Rolle künftig die Bischöfe und welche die Vertretungen des Kirchenvolkes in der katholischen Kirche spielen werden. Echte Teilhabe bedeutet: nicht nur beraten, sondern auch mitentscheiden! Hier müssen dezentrale Lösungen möglich werden.

 

Das 40-seitige Abschlusspapier der Synode wurde in allen Punkten mit großer Mehrheit beschlossen. Zu vielen Fragen enthält es noch keine ausreichend konkreten Beschlüsse. Aber es befasst sich intensiv mit Mitverantwortungsgremien, die auch auf rechtlicher Ebene funktionsfähig zu gestalten sind, und mit der angemessenen Präsenz von Getauften, die nicht geweiht sind (vgl. 12 und 18 Abschlusspapier). Sehr bemerkenswert ist zum Beispiel der Abschnitt 19 g), in dem es heißt:

Wir halten eine weitere Vertiefung des lehrmäßigen und rechtlichen Charakters der Bischofskonferenzen für notwendig, indem wir die Möglichkeit eines kollegialen Handelns auch in Bezug auf Fragen der Lehre, die sich im lokalen Bereich ergeben, anerkennen und damit die Reflexion über das Motu proprio Apostolos suos wieder aufnehmen.

 

Damit sollen Bischofskonferenzen tatsächlich auch über Fragen der Lehre entscheiden können. Und an anderer Stelle heißt es, dass nicht geweihte Männer und Frauen in den Gremien mitentscheiden müssen. Das heißt, dass der Synodale Weg in Deutschland durchaus auch selbständig entscheiden kann und nicht immer in Rom um Erlaubnis fragen muss.

 

Wir sind Kirche fordert die deutschen Bischöfe auf, von dieser Anregung der Weltsynode mutig Gebrauch zu machen und schon jetzt die ihnen kirchenrechtlich offenstehenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Dazu gehören beispielsweise die Übertragung der Gemeindeleitung an Lai:innen, die Weihe von viri probati zu Priestern oder die Übertragung des Predigtamts auf Frauen.

Außerdem muss schon heute darauf hingearbeitet werden, dass diese Punkte in der Synode 2024 vertieft, konkretisiert und förmlich beschlossen werden. Dies erfordert die Fortführung des Synodalen Prozesses in unserem Land in der Tiefe wie in der Breite, aber auch die internationale Vernetzung vor allem im deutschsprachigen Raum.

 

Auch Vatikan muss Dialogbereitschaft zeigen

 

Der seit dem 11. September 2023 amtierende neue Leiter der Vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, sollte möglichst umgehend seine Ankündigung wahrmachen, mit den Verantwortlichen des Synodalen Ausschusses in Deutschland ins Gespräch zu kommen. Auch die anderen vatikanischen Dikasterien müssen sich jetzt gesprächsbereit zeigen. Dies muss mit dem gesamten Präsidium erfolgen, also nicht nur mit Bischöfen. Bei der Synode in Rom war es ein Affront, dass aus Deutschland nur fünf Bischöfe stimmberechtigt teilnehmen durften.