Neue Pröpstin Kathrin Kühl: „Wir möchten von Gottes befreiender Botschaft erzählen“

Pommersche Synodale entschieden sich für Oberkirchenrätin aus Kiel

Präses Klemens Grube gratuliert Kathrin Kühl zu ihrer Wahl zur Pröpstin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis in der Propstei Demmin. Foto: kirche-mv.de / Daniel Vogel
Präses Klemens Grube gratuliert Kathrin Kühl zu ihrer Wahl zur Pröpstin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis in der Propstei Demmin. Foto: kirche-mv.de / Daniel Vogel

5.05.2024

 

 

(Züssow/sk) -/. Die Mitglieder der pommerschen Kirchenkreissynode wählten am heutigen Vormittag in Züssow die 51-jährige Oberkirchenrätin Kathrin Kühl mit 42 Ja-Stimmen von 51 abgegebenen und gültigen Stimmen zur Pröpstin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis (PEK) in der Propstei Demmin mit Sitz in Greifswald. Zur erfolgreichen Wahl nötig waren mindestens 28 Ja-Stimmen – die Mehrheit der derzeit gesetzlichen Anzahl von 55 Synodalen, von denen 51 an der heutigen Tagung teilnehmen. Das Gremium ist damit beschlussfähig. Die zehnjährige Amtszeit der neuen Pröpstin beginnt am 1. August 2024. Kathrin Kühl war die einzige Kandidatin für dieses leitende Amt im PEK.

Oberkirchenrätin Kathrin Kühl wurde von der pommerschen Synode zur neuen Pröpstin gewählt. Foto: kirche-mv.de / Daniel Vogel
Oberkirchenrätin Kathrin Kühl wurde von der pommerschen Synode zur neuen Pröpstin gewählt. Foto: kirche-mv.de / Daniel Vogel

 

 

Kathrin Kühl: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“

 

„Ich danke ihnen sehr herzlich für ihr Vertrauen und freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte Kathrin Kühl nach ihrer Wahl. In ihrer Vorstellungsrede hatte sie zuvor zunächst ihre Beweggründe dafür geschildert, sich ein zweites Mal zur Wahl zu stellen, nachdem ihre Wahl im vergangenen Jahr knapp gescheitert war. „Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich die Entscheidung der Synode vom 18. November letzten Jahres sehr wohl achte und respektiere“, so Kathrin Kühl. Sie habe darum gründlich nachgedacht, als mehrere ehren- und hauptamtlich Tätige aus dem Kirchenkreis sie um eine erneute Bewerbung baten. Das habe sie sehr berührt und gefreut. „In vielen Gesprächen und aus der Berichterstattung nach der Novembersynode konnte ich den Eindruck gewinnen und vertraue darauf, dass nicht in erster Linie Zweifel an meiner Person oder meinen Kompetenzen Grund für die Nichtwahl waren, sondern auch andere Faktoren eine Rolle spielten. Ich bewerbe mich und stehe heute hier vor Ihnen, weil mein Interesse, hier im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis mit ihnen gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, weiterhin groß und ungebrochen vorhanden ist.“

 

Kernaufgabe ist Verkündigung des Evangeliums

 

Eindringlich skizzierte Kathrin Kühl in ihrer Rede die zahlreichen Herausforderungen, vor denen die Kirche im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis ebenso wie im gesamten Land steht. Dabei nannte sie Mitgliederschwund, Vertrauens- und Relevanzverlust, Finanzrückgang und Personalmangel als Beispiele. Rückgang und Verlust seien immer mit Trauer und Furcht verbunden, so Kathrin Kühl. „Das schön zu reden, hilft uns nichts. Gleichzeitig bieten Erfahrungen von Verlust Chancen für eine Orientierung an dem, worauf es wirklich ankommt: Unsere Aufgabe ist und bleibt die Verkündigung des Evangeliums. Unsere Aufgabe ist und bleibt, Menschen in Lebensübergängen zu begleiten und in Seelsorge, Beratung und sozialdiakonischer Arbeit zur Seite zu stehen. Wir möchten weiterhin für die Menschen da sein und ihnen von Gottes befreiender und frohmachender Botschaft erzählen.“ Angesichts des Engagements der Synodalen und aller ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden im Kirchenkreis gebe es Grund zur Hoffnung und nicht zur Mutlosigkeit. „Davon sollten wir uns gegenseitig anstecken lassen, und ich will auch gern meinen Beitrag dazu leisten.“

 

Einsatz für Aufklärung und Transparenz

 

In Bezug auf Fälle sexualisierter Gewalt betonte Kathrin Kühl mit Nachdruck, dass zu Recht erwartet werde, dass die Kirche sich diesem Thema stelle. „Ich erlebe in meiner jetzigen Tätigkeit, dass wir eine lernende Institution sind und dazu bereit, weiter dazu zu lernen und Fälle von sexualisierter Gewalt transparent und ehrlich zu bearbeiten. Wir übernehmen Verantwortung und ergreifen Maßnahmen, die dazu helfen, dass erlittenes Unrecht anerkannt wird. Wir überprüfen, wo unsere Strukturen übergriffiges Verhalten und sexualisierte Gewalt begünstigen und werden diese ändern. Dazu brauchen wir in der Präventionsarbeit Geduld und Entschlossenheit bei der Entwicklung von Schutzkonzepten und der Sensibilisierung für das Thema. Wenn aber Intervention nötig ist, ist rasches Eingreifen mit Empathie für die Betroffenen gefordert. Ich bin überzeugt, dass wir Aufklärung und Transparenz schaffen können.“ Dafür werde sie sich einsetzen.

 

Kirche gestaltet reiches gesellschaftliches Leben mit

 

„Menschen, die der Kirche keine Relevanz mehr in ihrem Leben zutrauen, können wir selbstbewusst entgegnen: Ohne uns wäre das gesellschaftliche und soziale Leben viel ärmer“, sagte Kathrin Kühl. Ein Blick in den Veranstaltungskalender des Internetportals auf www.kirche-mv.de zeige dies deutlich. Beispielhaft nannte die Oberkirchenrätin Veranstaltungsreihen wie den „Spirituellen Sommer im Norden“ und „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“, die sie als etablierte Marken bezeichnete, deren Veranstaltungen von vielen Menschen – Einheimischen und Touristinnen und Touristen – gern besucht werden. Exemplarisch nannte Kathrin Kühl auch den Podcast „ehren.wert“ der Arbeitsstelle Ehrenamt, in dem lebendig werde, wie viel Engagement es im pommerschen Kirchenkreis gebe. „Unsere Gemeinden und Kirchen sind Begegnungsorte in den Dörfern und Städten. Durch Netzwerkarbeit mit den verschiedenen Akteuren vor Ort helfen wir mit, ein reiches gesellschaftliches, kulturelles und soziales Leben zu gestalten. Unsere sozialdiakonischen Angebote ermöglichen Teilhabe für Menschen, die viel zu oft am Rand der Gesellschaft stehen.“ Dies trage zur Stärkung der Demokratie bei.

 

Neue Formen der Zusammenarbeit

 

Um dem Auftrag der Kirche auch künftig mit weniger Mitarbeitenden gerecht werden zu können, bedürfe es einer guten Ausstattung in der Verwaltung, sowohl in den Ortsgemeinden als auch im Kirchenkreisamt mit seinen Außenstellen, legte Kathrin Kühl dar und fügte hinzu: „Unsere Verwaltung ist beteiligt an der Verkündigung des Evangeliums.“ Für die aktuell anstehenden Themen, wie beispielsweise Digitalisierung, Erschließung alternativer Finanzquellen oder Gebäudenutzungen, gehe es darum, gemeinsam Ideen zu entwickeln. „Für alle diese Aufgaben sind wir auf gute Fachkräfte angewiesen. Ich will mithelfen, dass der Kirchenkreis ein attraktiver Arbeitgeber bleibt. Eine elementare Aufgabe als Pröpstin wird für mich sein, haupt- und ehrenamtlich Tätige in ihrem Dienst zu unterstützen und zu begleiten“, so Kathrin Kühl. „Wir werden neue Strukturen und Formen der Zusammenarbeit brauchen. Wir werden neue Ideen entwickeln, hier im PEK und zusammen mit den Verantwortlichen in anderen Kirchenkreisen und im kritisch-konstruktiven Dialog mit der Landeskirche“, sagte Kathrin Kühl in ihrer Vorstellungsrede. Als neu gewählte Pröpstin tritt sie im Sommer die Nachfolge von Propst Gerd Panknin an, der seinen Ruhestand am 1. August beginnt.

 

Bischof Tilman Jeremias: Kathrin Kühl ist Pastorin mit großer Erfahrung

 

Bevor die Synodalen ihre Stimmen abgaben, begründete Bischof Tilman Jeremias, der den Pröpstewahl-Ausschuss leitete, das Votum des Gremiums: „Der Ausschuss ist überzeugt davon, dass Kathrin Kühl aufgrund ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenzen eine geeignete Kandidatin ist.“ Wie bereits auf der zurückliegenden Synode unterstrich er erneut, dass der Ausschuss alles getan habe, um geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl einer Pröpstin oder eines Propstes der Propstei Demmin zu finden. Wiederum sei intensiv gesucht und zahlreiche Gespräche mit vielen Personen geführt worden. Das Propstamt zu besetzen, sei eine große Herausforderung, auch in anderen Kirchenkreises sei es schwierig, Kandidierende für dieses verantwortliche Leitungsamt zu finden. „Ich bin daher von Herzen dankbar, dass sich Kathrin Kühl noch einmal zur Wahl stellt“, so der Bischof, der Kathrin Kühl als eine Pastorin mit sehr großer Erfahrung beschrieb, die mit dem ländlich geprägten pommerschen Kirchenkreis, mit Verwaltungsfragen und Kirchenrecht gleichermaßen bestens vertraut sei.

 

Zur Person: Oberkirchenrätin Kathrin Kühl

 

Die 1973 in Kiel geborene Kathrin Kühl ist Oberkirchenrätin und als Referentin und stellvertretende Leiterin im Dezernat Personal im Verkündigungsdienst im Landeskirchenamt der Nordkirche in Kiel tätig. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Beratung von Pastorinnen und Pastoren, Pröpstinnen und Pröpsten in Bezug auf alle Fragen rund um den Pfarrdienst in den Hamburger Kirchenkreisen sowie in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern. Mit zwei Geschwistern wuchs Kathrin Kühl als Tochter eines Lebensmittelkaufmanns und einer Krankenschwester in Kiel auf. Kirchlich sozialisiert durch die Kinder- und Jugendarbeit in ihrer Kieler Heimatgemeinde engagierte sie sich bereits als Jugendliche im Ehrenamt, nahm an Freizeiten und Jugendfahrten teil. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Bethel, München und Kiel. Während des Studiums wirkte sie in den verschiedenen Evangelischen Studierendengemeinden mit und betätigte sich in der Chorarbeit. Im Jahr 2000 begann sie ihr Vikariat in der Kirchengemeinde Pokrent in der Nähe von Gadebusch bei Pastor Michael Blumenschein und durchlief anschließend ihren Probedienst in den Kirchengemeinden Vellahn-Pritzier und Marlow. Ab 2007 war sie Pastorin in Hagenow, ab 2008 Regionalpastorin in der damaligen Propstei Hagenow und stellvertretende Landessuperintendentin. In der mecklenburgischen Synode wurde ihr im Jahr 2012 das Vertrauen als Vizepräses ausgesprochen. Seit 2013 ist Kathrin Kühl im Landeskirchenamt tätig. Sie ist unter anderem beratendes Mitglied im Kirchenleitungsausschuss Institutionsberatung, Mitglied im Fortbildungsausschuss der Nordkirche und geschäftsführend im Steuerungsausschuss für die Personal- und Budgetplanung der Pastorinnen und Pastoren der Nordkirche tätig. Die 51-Jährige ist ledig und lebt in Kiel.

 

Verantwortung im Kirchenkreis und in der Propstei

 

Das Propstamt wird im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis von drei pröpstlichen Personen in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen die Pröpste jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet und ebenso für gemeinsame Aufgaben im Kirchenkreis, beispielsweise für die Verwaltung, für die Zusammenarbeit mit der Diakonie oder für die Dienste und Werke. Die drei pommerschen Propsteisitze befinden sich in Pasewalk, Greifswald und Stralsund. Gewählt wurde die neue Pröpstin während der 2. Tagung der III. Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, die am heutigen Sonnabend, 4. Mai, im Hotel „Ostseeländer“ in Züssow stattfindet. Neben der Propstwahl stehen unter anderem die Besetzung der ständigen Ausschüsse und der Zwischenbericht der Zukunftskommission auf der Tagesordnung der Synode. Schriftführende sind die Synodalen Sylvia Giesecke, Dorothea ter Veen und Raik Harder.

 

Grußworte der Diakonie und aus Mecklenburg

 

Sabine Schümann überbrachte der pommerschen Synode Grüße aus Mecklenburg: „Ich wünsche mir, dass wir stets Wege finden, aufeinander zuzugehen und miteinander zu reden“, so die Pröpstin der Propstei Parchim in Bezug auf die Zusammenarbeit der Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern. Ein weiteres Grußwort sprach Henrike Regenstein vom Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern. Sie berichtete von der Arbeit und den Zielen der Diakonie und warb unter anderem dafür, im Diakonieausschuss der pommerschen Synode gemeinsam Lösungen und Modelle der Zusammenarbeit zu entwickeln. Als ein bedeutendes Problem der diakonischen Arbeit schilderte sie die Auswirkungen des zunehmenden Mangels an Mitarbeitenden.