Nicaragua: Auch nach Freilassung von Geistlichen hält Sorge um Religionsfreiheit an

Christusstatue in einer Kirche in Nicaragua. © Kirche in Not
Christusstatue in einer Kirche in Nicaragua. © Kirche in Not

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18.01.2024

 

(München/acn) - Die Nachricht von der Freilassung von zwei Bischöfen, 15 Priestern und zwei Seminaristen in Nicaragua am vergangenen Wochenende hat auch beim weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ große Freude ausgelöst. Gleichzeitig wies das Hilfswerk darauf hin, dass die Unterdrückung der Kirche in dem südamerikanischen Land weitergeht.

 

„Es ist eine gute Nachricht, dass Bischof Rolando José Álvarez Lagos nicht mehr im Gefängnis ist. Man darf jedoch nicht vergessen, dass er 16 Monate inhaftiert war“, erklärte die Geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“ (ACN), Regina Lynch, am internationalen Sitz des Hilfswerks in Königstein im Taunus.

Regina Lynch, Geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“ (ACN). © Kirche in Not
Regina Lynch, Geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“ (ACN). © Kirche in Not

 

Bischof Álvarez war im Februar 2023 zu 26 Jahren Haft verurteilt worden, er hatte bereits zuvor ein halbes Jahr unter Hausarrest gestanden. Regierung und Justiz legten ihm „Ungehorsam, Untergrabung der nationalen Integrität“ und weitere Delikte zur Last. Zuletzt hatten sich unter anderem US-Abgeordnete und der UN-Hochkommissar für Menschenrechte für Álvarez eingesetzt.

 

„Ungewissheit und Angst“

Der jetzt freigelassene und abgeschobene Bischof Rolando José Álvarez Lagos. © Kirche in Not
Der jetzt freigelassene und abgeschobene Bischof Rolando José Álvarez Lagos. © Kirche in Not

 

Der ebenfalls freigelassene Bischof Isidoro del Carmen Mora Ortega und die weiteren Geistlichen seien zwar kürzere Zeit im Gefängnis gewesen, „wir müssen jedoch betonen, wie ungeheuer ungerecht es ist, dass sie gezwungen wurden, getrennt von ihren Gläubigen und ihren Angehörigen zu leben“, erklärte Lynch im Hinblick auf die Ausweisung der Geistlichen im Anschluss an ihre Entlassung; die Freigelassenen wurden Medienangaben zufolge in kirchlichen Einrichtungen in Rom untergebracht. In den katholischen Gemeinden Nicaraguas seien Ungewissheit und Angst weiterhin groß.

Lynch wies darauf hin, dass in Nicaragua nun drei der neun Diözesen von Bischöfen im Exil geleitet würden. Das sind Matagalpa und Estelí, denen Bischof Álvarez vorstand, sowie die Diözese Siuna von Bischof Mora. „Im Jahr 2019 ging der Weihbischof von Managua, Silvio José Báez Ortega, aus Sicherheitsbedenken ins Exil.“

 

 

15 Prozent der Geistlichen im Exil

Schätzungen zufolge leben nunmehr 15 Prozent der Geistlichen Nicaraguas im Ausland, lokalen Angaben zufolge wurden seit 2022 rund 50 Priester verhaftet. Die Regierung hat auch ausländische Ordensleute wie die von Mutter Teresa gegründeten „Missionarinnen der Nächstenliebe“ des Landes verwiesen. Einigen Geistlichen wurde die Wiedereinreise nach einem Auslandsaufenthalt verwehrt, andere wurden abgeschoben oder verließen aus Angst vor Inhaftierung das Land.

Vor den jüngsten Ereignissen hat die Regierung Nicaraguas bereits mehrfach Kleriker freigelassen und anschließend ausgewiesen: So wurden im Oktober 2023 zwölf Priester in den Vatikan ausgeflogen, im Februar waren weitere Geistliche Teil einer Massenausweisung in die USA. Im März 2022 war bereits der Apostolische Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanisław Sommertag des Landes verwiesen worden. 

 

Gebet um Ende der Repressalien

In krassem Gegensatz stehen vor diesem Hintergrund die Mitteilungen über die Freilassung der 19 Geistlichen. Während die Regierung Nicaraguas Optimismus im Hinblick auf die Beziehungen zum Heiligen Stuhl verbreitete, ließ dieser lediglich die Freilassung vermelden, gab aber keine offizielle Erklärung ab.

 

 

„Die Einschränkungen der Religionsfreiheit in Nicaragua halten an“, erklärte Regina Lynch. „Wir beten dafür, dass die Kirche und die Menschen dort eines Tages ihre Meinung frei äußern und ihren Glauben ohne Furcht und Repressalien praktizieren können.“