Ukraine: Russische Behörden beschlagnahmen katholische Kirche

Fastenaktion des Hilfswerks „Kirche in Not“ für traumatisierte Familien

Auf einem Friedhof in der Nähe der westukrainischen Stadt Lemberg. © Kirche in Not
Auf einem Friedhof in der Nähe der westukrainischen Stadt Lemberg. © Kirche in Not

20.02.2024

 

 

(München/kin) - Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, hat bei einer Konferenz des weltweiten Hilfswerks „Kirche in Not“ zum Beginn der Fastenzeit auf die andauernde dramatische Situation in der Ukraine aufmerksam gemacht, vor allem in den von Russland besetzten Gebieten.

Großerzbischof Swjatislaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. © Kirche in Not
Großerzbischof Swjatislaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. © Kirche in Not

 

 

„In diesem Teil der Ukraine gibt es keine katholischen Priester mehr. In den besetzten Gebieten um Saporischschja haben russische Behörden ein Sonderdekret erlassen, das die Existenz der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche verbietet, und haben unser Eigentum beschlagnahmt“, berichtete der Großerzbischof. Auch in der Stadt Donezk seien die Kirche beschlagnahmt und ihre Türen geschlossen worden. In den besetzten Gebieten sei die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche in den Untergrund gedrängt worden, so Schewtschuk.

 

Tausende verschleppte Kinder und vermisste Soldaten

 

 

Im Mittelpunkt der Fastenaktion von „Kirche in Not“ stehen die Familien, denn diese seien durch die andauernden Kriegsereignisse besonders traumatisiert. „Nach Angaben der Ukraine wurden 20 000 Kinder von Russen verschleppt. Wir haben auch 35 000 vermisste Soldaten. Das Leben ihrer Familien ist eine ständige Qual“, so Schewtschuk. „Jedes Mal, wenn wir einen Gefangenenaustausch haben und ihre Ehemänner nicht zurückkehren, wird ihr Schmerz größer.“ Die Mehrheit der ukrainischen Familien lebe in Trennung, weil die Männer in der Armee seien und die Frauen und Kinder die Stadt oder das Land verlassen hätten. Die Zahl der Scheidungen sei auf die höchste Zahl in der Geschichte der unabhängigen Ukraine gestiegen.

Erzbischof Visvaldas Kulbokas, Apostolischer Nuntius in der Ukraine. © Office of the President of Ukraine
Erzbischof Visvaldas Kulbokas, Apostolischer Nuntius in der Ukraine. © Office of the President of Ukraine

 

 

Der Botschafter des Heiligen Stuhls für die Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, ergänzte: „Es gibt viele Menschen, die wir nicht erreichen können, nicht einmal, um Essen oder Wasser zu bringen.“ Weiter berichtete er: „Wenn wir mit Menschen sprechen, die in die Ukraine zurückkehren, und sie die Bedingungen beschreiben, unter denen sie gefangen waren, dann sind das schreckliche Zustände, vor allem für die Soldaten. Einige von ihnen sind nicht in der Lage zu sprechen, so traumatisiert sind sie. Für Menschen im Ausland ist es schwer vorstellbar, was hier vor sich geht.“

 

„Die Ukraine erlebt gerade ihren eigenen Kreuzweg“

 

 

Regina Lynch, Präsidentin von „Kirche in Not“. © Kirche in Not
Regina Lynch, Präsidentin von „Kirche in Not“. © Kirche in Not

Zu Beginn der Konferenz warnte Regina Lynch, geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“, dass aufgrund der zahlreichen Konflikte auf der ganzen Welt die Gefahr bestünde, dass die Ukraine in Vergessenheit gerate. Daher stehe die Lage in dem osteuropäischen Land auch zwei Jahre nach der Invasion durch die russische Armee im Mittelpunkt der Fastenzeitkampagne von „Kirche in Not“. „Die Ukraine erlebt gerade ihren eigenen Kreuzweg“, so Lynch. Daher sei es wichtig, weiterhin die dringend benötigte Unterstützung zu leisten. Rund sieben Millionen Menschen in der Ukraine sind von Lebensmittelknappheit betroffen, vor allem im Umkreis von 50 Kilometern von der Frontlinie.

 

Vor allem fördere „Kirche in Not“ in der Ukraine Seminaristen, Priester und Ordensschwestern, „die sich um die Versorgung der vertriebenen und verarmten Menschen kümmern und bei der Traumaheilung der Soldaten und ihrer Familien mitwirken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Jugend- und Familienarbeit. Wir fordern alle unsere Freunde und Wohltäter auf, unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine nicht zu vergessen.“ Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk dankte „Kirche in Not“ für die Hilfe in der Ukraine und die Begleitung in dieser schweren Zeit.

 

„Kirche in Not“ hat seit dem 24. Februar 2022 mehr als 600 Projekte in der Ukraine unterstützt, darunter die Finanzierung des Baus von Zentren zur psychologischen und spirituellen Betreuung sowie die Finanzierung von Sommerlagern für Kinder, die Anschaffung von Fahrzeugen für Priester und Ordensleute, damit sie ihren pastoralen Dienst ausüben können, und die Bereitstellung von Heizungsanlagen und Öfen für kirchliche Einrichtungen.  

 

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in der Ukraine und ihren Einsatz für die Binnenflüchtlinge des Krieges mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT

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BIC: GENODEF1M05

 

 

Verwendungszweck: Ukraine