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Die Geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“ (ACN) International, Regina Lynch. (ACN). © Kirche in Not
Die Geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“ (ACN) International, Regina Lynch. (ACN). © Kirche in Not

Führende Stimme für verfolgte Christen und Kraftwerk des Gebets

„Kirche in Not“ setzt 2024 Hilfsschwerpunkte im Nahen Osten, in Afrika und Lateinamerika

2.01.2024

 

(München/acn) - Seit April 2023 ist Regina Lynch geschäftsführende Präsidentin des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) mit Sitz in Königstein (Taunus). Im Interview mit Filipe d’Avillez vom portugiesischen Zweig des Hilfswerks spricht sie über die besorgniserregende Zunahme von Verletzungen der Religionsfreiheit weltweit und zukünftige Aufgaben.

 

Frau Lynch, das Jahr 2023 ist vorüber. Wie fällt ihr Fazit aus?

„Kirche in Not“ (ACN) hat 2023 seinen aktuellen Bericht zur Religionsfreiheit veröffentlicht. Wir haben 196 Länder untersucht und festgestellt, dass religiöse Diskriminierung und Verfolgung weltweit zugenommen haben und dass sich die Situation in 47 dieser Länder verschlechtert hat. Zu letzteren gehören große Länder wie Indien, China und Pakistan, aber auch viele afrikanische Länder, vor allem in der Sahelzone Westafrikas. Es gibt einige Länder, in denen sich die Situation zaghaft verbessert hat, wie Ägypten, aber in 28 anderen Ländern gibt es eine eklatante Verfolgung, und in weiteren 33 Ländern werden Christen diskriminiert. 62 % der Weltbevölkerung lebt in Ländern lebt, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt oder verletzt wird. Das bedeutet nicht, dass alle diese Bürger verfolgt werden, aber trotzdem ist die Lage sehr ernst.

 

Wie beurteilen Sie die Situation im Nahen Osten?

Natürlich beschäftigt uns das Heilige Land im Moment sehr, wegen des schrecklichen Konflikts, der die Christen im Westjordanland und auch die kleine Gemeinschaft in Gaza sehr hart trifft. „Kirche in Not“ (ACN) versucht zu helfen, aber wir befürchten, dass der Konflikt auf den Libanon übergreifen könnte, der nach wie vor das Land mit der höchsten Konzentration an Christen im Nahen Osten ist. Es wäre tragisch, denn wir wissen, dass Christen in der ganzen Region versucht sind, das Land zu verlassen.

In Syrien kann man nicht von Verfolgung sprechen, aber wir zählen nun bereits das dreizehnte Kriegsjahr. Es gibt immer noch viele Konflikte, und das Erdbeben hat alles noch schwieriger gemacht. Es besteht stets die Gefahr, dass Syrien vom Radar verschwindet, daher ist es wichtig, dass wir uns weiterhin auf dieses Land konzentrieren und die Menschen daran erinnern, was dort vor sich geht.

Was den Irak betrifft, so hat sich die Situation für Christen nach dem Besuch von Papst Franziskus im Jahr 2021 etwas verbessert. Die Christen sehen einige positive Zeichen, aber sie haben auch Angst vor einem neuen Ausbruch der Gewalt.

 

Auf welche Regionen der Welt wird sich die Hilfe von „Kirche in Not“ (ACN) im Jahr 2024 hauptsächlich konzentrieren?

Wir werden uns weiterhin stark auf den Nahen Osten konzentrieren. Außerdem wird Afrika im Fokus stehen: Eines der Länder, das vermutlich nach Nigeria am stärksten von Gewalt betroffen ist, ist Burkina Faso, wo dschihadistische Anschläge zunehmen. Und wir wollen uns auch Mali und Niger widmen, um die Kirche in ihrer Arbeit für Vertriebene zu unterstützen.

Wir sind außerdem sehr besorgt über die Demokratische Republik Kongo, wo die Situation jeden Moment eskalieren könnte. Dort kämpfen die Länder dieser Region sowie bewaffnete Gruppen um Bodenschätze und stürzen die lokale Bevölkerung ins Elend. Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen waren von Gewalt geprägt.

Asien macht uns ebenfalls Sorgen. In vielen Ländern hat sich die Situation zusehends verschlechtert. Indien ist ein Beispiel: Obwohl die Verfassung des Landes Religionsfreiheit garantiert und das Land eine ausgeprägte Form des Säkularismus hat, der sich um Toleranz bemüht, erleben wir seit Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi einen Abwärtstrend mit weniger Toleranz gegenüber Minderheiten wie Christen und Muslimen. Es gibt derzeit zwölf Bundesstaaten mit Anti-Konversionsgesetzen, die den Übertritt zu einer anderen Religion als dem Hinduismus verbieten. Es gab viele Fälle, in denen Menschen deswegen angegriffen, inhaftiert und fälschlicherweise beschuldigt wurden.

Und natürlich dürfen wir Lateinamerika nicht vergessen, wo viele Ressentiments gegen die Kirche gesät werden, obwohl sie in der Gesellschaft eine herausragende Rolle im Bereich der Erziehung und des Gesundheitswesens spielt und ihr durch die Verbreitung ihrer Soziallehre hilft. Wir sind sehr besorgt über Nicaragua, wo im vergangenen Jahr Dutzende von Priestern verhaftet wurden. Vor kurzem wurden die meisten wieder freigelassen, aber ein Bischof ist nach wie vor im Gefängnis und ein anderer wurde erst vor wenigen Tagen verhaftet.

 

Was sind die großen Herausforderungen für die Kirche in der Ukraine, wo seit zwei Jahren Krieg herrscht?

Niemand weiß, wann der Krieg in der Ukraine enden wird. Wir arbeiten weiterhin mit der katholischen, insbesondere der griechisch-katholischen Kirche zusammen, um das Überleben von Priestern und Ordensschwestern zu sichern, die sich unter anderem um die Binnenvertriebenen kümmern. Im Moment ist die Traumaheilung ein großes Thema, zu der wir hoffentlich beitragen können. Jeder ist dort auf die eine oder andere Weise betroffen. Die Kirche ist sich dessen bewusst und bemüht sich, Wege zu finden, um die Traumata der Bevölkerung zu heilen.

 

Was ist Ihre Vision für „Kirche in Not“ in den kommenden Jahren?
Wir wollen weiterhin eine führende Stimme für verfolgte und bedürftige Christen auf der ganzen Welt sein, indem wir die Öffentlichkeit auf die Notlagen aufmerksam machen und sie mit unseren Gebeten und unserer materiellen Hilfe unterstützen.

Ich hoffe, dass wir in den kommenden Jahren bei der Erfüllung dieser Aufgabe noch stärker werden und insbesondere in Ländern, in denen die Kirche verfolgt wird oder Not leidet, noch enger mit unseren Projektpartnern zusammenarbeiten können.  

Für uns steht das Gebet im Mittelpunkt unseres Handelns, es ist extrem wichtig. Es gibt Länder auf der Welt, in denen es schwierig sein kann, materielle Hilfe zu leisten, oder in denen die Situation so schlimm ist, dass sie es uns nicht erlaubt, Hilfe zu schicken. Aber was wir tun können, ist: die wunderbare Familie unserer Wohltäter zu mobilisieren, die ein wahres „Kraftwerk“ des Gebets sind und die wir immer wieder bitten, für die verfolgte und bedürftige Kirche zu beten. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese geistliche Hilfe zu bewahren und zu fördern.

Bitte unterstützen Sie die Hilfe für verfolgte und bedrängte Christen mit Ihrer Spende – online unter online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:


Empfänger: KIRCHE IN NOT

LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02

BIC: GENODEF1M05