März 2024: «Ich nicht, aber der andere auch.»

Whataboutism – was das ist und wie man damit umgeht

Foto: canva.com / Stefan Häseli / Gert Holle
Foto: canva.com / Stefan Häseli / Gert Holle

Stefan Häselis Kommunikationstipps: Mehr Nähe im Alltag

Ich nicht, aber der andere auch.

 

Whataboutism – was das ist und wie man damit umgeht

 

Sexismus oder Rassismus, Klimawandel u.v.m.. Eines haben solche Debatten oft gemeinsam: den Whataboutism. Immer wieder wenden Menschen diesen an. Gemäß Oxford Living Dictionary wird dabei eine Anschuldigung oder eine schwierige Frage mit einer Gegenfrage beantwortet. What about…? - Was ist mit…?

 

Wer so agiert, will oft vom eigentlichen Kern der Diskussion abzulenken. Beispiel: Jemand argumentiert z.B. gegen die Lohndiskriminierung vieler Frauen. Von der Seite des Whataboutismers kommt dann ein Kommentar à la: „Naja, aber es gibt auch Männer, die diskriminiert werden!“ Bei Kindern kennen wir so etwas ja auch: „Du hast genascht!“ – „Nein, hab‘ ich nicht, aber mein Bruder hat auch!“ Diese Personen fühlen sich im Innersten ertappt. Auch wenn diese Art der Gegenargumentation so durchsichtig wie auch dünn daherkommt, wird es schnell mühsam. Im Eltern-Kind-Dialog kommt dann meist auch sinnvollerweise das Schwert der Hierarchie zur Anwendung. Auf ein „der andere hat aber auch“ wird diese Schlaufe mit einem „Ich hab‘ dich erwischt, du machst das nicht mehr, basta“ abgebrochen.

 

In gesellschaftlichen Diskussionen enden solche Dialoge dann häufig im Patt. Wie ist im beruflichen Kontext damit umzugehen? Zum Beispiel: Entweder man spricht den Whataboutism an oder man klammert das entsprechende Thema von vornherein aus: „Ich stelle fest, dass wir hier uns nicht annähern. Lass und doch dieses Thema auf der Seite sein und reden wir über...“ Das kann funktionieren, tut es auch oft – muss aber nicht. Denn auch zum Themaausklammern gehört die Bereitschaft beider Seiten…. eigentlich wie immer, wenn in der Kommunikation ein Dialog stattfinden soll.

 

 

Zum Autor

Foto: privat
Foto: privat

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. https://stefan-haeseli.com/

 

 

Kommunikation ist erst dann vollständig und glaubwürdig, wenn die passende Handlung dazu geschieht. 


Autor: Stefan Häseli; zusammengestellt von Gert Holle - 28.02.2024