Spotlight in der Dauerausstellung des Germanischen Nationalmuseums 24. Oktober 2023 bis 21. Januar 2024

Die Quadratur der Farbe. Mode von Akris und Kunst von Reinhard Voigt

Abb.: Look 44 von Akris, Herbst/Winter 2022. Foto: Akris
Abb.: Look 44 von Akris, Herbst/Winter 2022. Foto: Akris

Das Schweizer Modelabel Akris lässt sich in seinen Kollektionen immer wieder von bildender Kunst und Architektur inspirieren. Vergangenes Jahr kooperierte es mit dem Maler und Keramiker Reinhard Voigt, dem das Neue Museum Nürnberg eine große Sonderausstellung widmet. Begleitend zeigt das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg ab Dienstag, 24. Oktober 2023 drei auf Werken Voigts basierende Outfits von Akris.

Ein Hingucker ist das bodenlange, ärmellose Seidenkleid mit seitlichem Schlitz und tiefer Taillenlinie – der Abschlusslook bei der Erstpräsentation der Herbst/Winterkollektion 2022/23. Akris-Kreativdirektor Albert Kriemler griff dafür auf Reinhard Voigts Gemälde „Drei Teile“ zurück, das u.a. ein stark vergrößertes weibliches Gesicht zeigt, dessen Kontouren sich in „Pixel“ auflösen, die Voigt als einzelne Farbquadrate abbildete. Dieses Rasterbild ließ Kriemler auf hochwertigen Seidencrêpe drucken. Die akribische, rechtwinklige Linienführung der Werke Voigts auf weiche, fließende Stoffe zu übertragen, ist eine Herausforderung – und eine Spezialität von Akris. Es gelingt faszinierend präzise dank langjähriger Erfahrung und hochmoderner Digitaldruckverfahren. Raffinierte Schnitte bringen das zweidimensionale Gewebe dann ins Dreidimensionale, Körper und Bewegung der Trägerin verleihen dem Look Volumen, Schwung und Eleganz.

Des Weiteren ist ein asymmetrisch gemusterter, schmaler Hosenanzug zu sehen, inspiriert von Voigts Gemälde „Novemberday“, das neben dem Anzug ebenfalls im GNM ausgestellt ist. Der Look nimmt die abstrakten Wolkenformationen und die Farbstimmung der Malerei auf, alle Farben wurden exakt abgestimmt. Das dritte Outfit ist ein schlichtes schwarzes Ensemble aus Tunika und Jacke, dessen raffinierte Applikationen und Faltenwürfe die Oberfläche beleben.

Was alle diese Kreationen eint, ist eine Vorliebe für klare geometrische Formen. Voigt ließ sich zu seinen Bildideen von den Kreuzsticharbeiten seiner Mutter beeinflussen, deren Stickvorlagen aus gerasterten Mustern bestanden. Und auch Akris hat einen familiären Bezug zu traditionellen Textilarbeiten aufzuweisen, gründete es sich 1922 in St. Gallen zunächst als Nähatelier für bestickte Schürzen. Inzwischen hat sich das Unternehmen zu einer international gefeierten Luxus-Modemarke entwickelt. In dritter Generation führt es Albert Kriemler als Kreativdirektor, der dafür bekannt ist, sich von Kunst, Design und Architektur anregen zu lassen. Kriemler hat bereits mit Größen wie Carmen Herrera, Imi Knoebel, Thomas Ruff oder Herzog & de Meuron zusammengearbeitet – und jüngst mit Reinhard Voigt.

Drei Monate lang werden die drei Akris-Looks als „Spotlight“ ungewohnte und neue Akzente in der Dauerausstellung zu Kunst und Design des 20. Jahrhunderts setzen. Zugleich ist die kleine Präsentation ein weiterer Beleg für die gute und enge Zusammenarbeit mit dem Neuen Museum Nürnberg. Ergänzend sind im Germanischen Nationalmuseum Werke von Reinhard Voigt sowie historische Stickmustertücher und -vorlagen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert aus dem eigenen Bestand zu sehen, die in assoziativer Weise die lange Tradition veranschaulichen, in der Akris und Voigt stehen.

 

Das Germanische Nationalmuseum ist das größte kulturgeschichtliche Museum des deutschen Sprachraums. Seit seiner Gründung 1852 verbindet es Menschen und Kulturen über nationale Grenzen hinweg. Mit 1,4 Millionen Objekten erforscht und vermittelt das GNM einen bedeutenden Bestand des materiellen Kulturerbes Zentraleuropas. Es ist heute eines der acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft.