Kinder aus suchtbelasteten Familien nicht allein lassen: „Wir sind Millionen!“

Was tun, wenn ein Elternteil unter einer Sucht leidet? Kinder und Jugendliche finden Hilfe in unterschiedlichen Gruppen.

Michael Michels (links) vom Pastoralen Raum Idar-Oberstein und Caritas-Mitarbeiter Oliver Hermann. Foto: Katharina Wilwers
Michael Michels (links) vom Pastoralen Raum Idar-Oberstein und Caritas-Mitarbeiter Oliver Hermann. Foto: Katharina Wilwers

19.03.2024

 

Von Julia Fröder

 

(Idar-Oberstein/jf) – Jüngst lief die bundesweite „Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien“, ausgerufen von NACOA Deutschland, einer Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien. „Wir sind Millionen!“, lautete der Slogan zur 15. Auflage.

„Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf, das sind knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche. Rund sechs Millionen Erwachsene sind in einer suchtbelasteten Familie großgeworden“, erläuterte NACOA im Vorfeld.

Der örtliche Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe nimmt die jährliche Aktionswoche zum Anlass, das Thema in den Fokus zu rücken – und die Bedeutung gezielter Unterstützungsangebote für Heranwachsende zu unterstreichen. Die Idar-Obersteiner Suchtberatungsstelle des katholischen Sozialverbandes unterhält zwei eigens konzipierte Präventions-Gruppen für Kinder bzw. Jugendliche aus sucht- oder psychisch belasteten Familien.

„Kids & Co“ für Acht- bis Zwölfjährige feierte im vergangenen Jahr 20. „Geburtstag“. Das Pendant für Jugendliche ab 13 Jahren – „Teens & Co“ – wurde vor rund fünf Jahren ins Leben gerufen.

Da wie dort geht es alle zwei Wochen um altersgemäße Infos zu den Themen „Sucht“ und „Psychische Erkrankung“, aber nicht zuletzt auch um Spaß und Freude im Miteinander. „Wir wollen die Jungs und Mädchen auch für schwierige Alltags-Situationen stark machen“, erklärt Caritas-Mitarbeiter Oliver Hermann. „Für viele ist die Gruppe ein ‚Anker‘, der Stabilität gibt.“

Ein großes Plus für die jungen Teilnehmenden sei deshalb die Kooperation zwischen Caritas und dem Pastoralen Raum Idar-Oberstein, sagt der 46-jährige Diplom-Sozialpädagoge. Pastoralreferent Michael Michels wirkt in beiden Gruppen mit.

Insbesondere wenn die jungen Menschen emotionale Not leiden, ist der Theologe, der einen Arbeitsschwerpunkt in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit hat, ein wichtiger Ansprechpartner: Bei Bedarf steht er den „Kids“ und „Teens“ mit seelsorglichem Rat zur Seite. Durch seine ausgleichende Art sei sein Tandem-Partner oftmals ein regelrechter Ruhepol, verrät Hermann.

Die zweistündigen Treffen im 14-tägigem Turnus zeigen spürbar Wirkung, wie Michels und Hermann beobachten: „Der Zusammenhalt ist bemerkenswert“, findet der Theologe. „Die Kids oder Teens unterstützen einander, und der einzelne erfährt viel positive Bestärkung.“

Da verwundert es nicht, dass beide Gruppen meist voll belegt sind. Die gute Nachricht: Aktuell gibt es einige, wenige freie Plätze: Kids & Co. könnte derzeit ein neues Kind aufnehmen. Die Jugendgruppe hat aktuell sogar „Luft“ für zwei.

Wer sein Kind zu einer der Gruppen anmelden möchte, sollte sich der Problematik zuhause aber nicht bloß bewusst sein, wie Hermann betont: „Idealerweise besteht beim betroffenen Elternteil bereits der feste Wunsch und Wille, etwas an der Situation zu verändern.“ Interessierte Eltern ermutigt er zur unverbindlichen Kontaktaufnahme mit der Caritas-Suchtberatungsstelle.

Ohnehin gehören begleitende Eltern-Gespräche fest zur Teilnahme an Kinder- bzw. Jugendgruppe. Hier unterstützt Harald Pillny, der seit über 30 Jahren in der Suchtberatung tätig ist, die beiden Gruppenleiter.

Mehr Vorab-Infos zu den beiden Präventionsgruppen gibt es bei Oliver Hermann, telefonisch unter Tel.: 06781/50990-27 oder per E-Mail an O.Hermann@caritas-rhn.de.