Ukrainischer Bischof Dmytro Hryhorak zu Besuch im Bistum Trier: Geht in diesen Zeiten noch Nächstenliebe?

Die Diözesanstelle Weltkirche empfängt den ukrainischen Bischof Dmytro Hryhorak (Mitte) mit Priester Volodymyr Hrabyk (rechts) und Priesteramtskandidat Anton Krshelnytskyi (links) im Bistum Trier. Foto: Constanze Haubrich
Die Diözesanstelle Weltkirche empfängt den ukrainischen Bischof Dmytro Hryhorak (Mitte) mit Priester Volodymyr Hrabyk (rechts) und Priesteramtskandidat Anton Krshelnytskyi (links) im Bistum Trier. Foto: Constanze Haubrich

Der ukrainische Bischof Dmytro Hryhorak ist zu Besuch in Trier. Ein Gesprächsthema ist der Krieg in der Ukraine.

 

Von Constanze Haubrich

 

(Trier/ch) – „Es ist wichtig, den zurückgebliebenen Frauen und Kindern zu zeigen, dass ihr Opfer nicht umsonst war. Ihre Väter, Männer und Söhne dürfen nicht umsonst gestorben sein.“ Solch eindringliche Worte wählt Dmytro Hryhorak, wenn er über das Schicksal vieler in der Ukraine zurückgebliebener Frauen und Kinder spricht. Der ukrainische Bischof ist seit Dienstag, den 5. März mit Priester Volodymyr Hrabyk und Priesteramtskandidat Anton Krshelnytskyi zu Besuch im Bistum Trier. Dominierendes Thema des Austauschs zwischen Hryhorak und verschiedenen Bistumsmitarbeitern der Diözesanstelle Weltkirche ist der Krieg in der Ukraine und wie man den Menschen vor Ort helfen kann.  

 

„Ich dachte, dass das Jahr 2022 ein schlimmes Jahr war“, erzählt der griechisch-katholische Bischof. Jetzt sei die Situation aber fast noch schlimmer. Den ukrainischen Streitkräften mangele es an Munition. „Wir können diesen Krieg nicht mit Worten gewinnen. Er wird sich auf dem Schlachtfeld entscheiden.“ Deutschland sei man sehr dankbar für die bisher geleistete Unterstützung. „Das Land hat seit Kriegsbeginn mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen. So viele hat kein anderes europäisches Land aufgenommen“, erzählt Hryhorak.  

 

Darüber hinaus berühre die Geistlichen aber auch die Solidarität, die ihnen unter anderem aus dem Trierer Bistum entgegengebracht würde. „Uns bedeutet es sehr viel, dass wir in die Gebete so vieler Gläubigen eingeschlossen werden,“ sagt der Bischof aus der Eparchie Buchach in der Westukraine. Dennoch brauche es nach wie vor Spenden, finanzielle und materielle. „Der Krieg wird für uns allmählich Alltag. Das heißt aber nicht, dass wir die Menschen vor Ort nicht mehr unterstützen müssen.“ Geplant sei zum Beispiel der Bau eines neuen Krankenhauses, dafür müsse aber zunächst Geld gesammelt werden.  

„Den Russen geht es nicht um Frieden oder Freiheit, es geht um die Auslöschung unseres Volkes“, berichtet der ukrainische Priester Volodymyr Hrabyk – Begleiter und Dolmetscher des Bischofs. „Vor einigen Tagen wurde in Odessa ein Wohnhaus mit 60 Kilogramm Sprengstoff angegriffen.“ Das Haus sei vollständig zerstört. „Sie kamen in der Nacht, als die Menschen schliefen. Unter den 12 Verstorbenen waren 5 Kinder. Das Jüngste gerade mal 3 Monate alt.“ In solchen Zeiten sei auch der Priesterberuf herausfordernd. „Viele von uns sind nicht nur Seelsorger, sondern auch Psychologen“, berichtet Hrabyk. Die Menschen vertrauten den Priestern und hofften auf Gott. Trotz dieses Vertrauens sei es schwer, die frohe Botschaft zu verkünden. „Jesus sagt, dass man auch die Feinde lieben soll. Im Moment wollen das viele Menschen aber nicht hören.“ 

 

Trotz all dessen gebe man aber nicht auf. Vor allem den großen Unterstützer Europa nehme man sich als Vorbild. „Die Europäische Union ist für mich ein Wunder“, erzählt Hrabyk. Die Länder Europas hätten erlebt, was Kriege und Zerstörung bedeuten. Heute stünde man aber zusammen und lebe in Frieden. Das sei auch sein Wunsch für die Ukraine.  

Spenden für die Menschen in der Ukraine sind unter anderem möglich bei der Diözesanstelle Weltkirche oder bei der Caritas. Nähere Informationen finden sie unter www.weltkirche.bistum-trier.de oder unter https://t1p.de/cariats_ukraine