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Die Arbeitsgruppe der Mecklenburgischen und Pommerschen Bibelgesellschaft zum „Otto von Bamberg-Jubiläum“, bestehend aus Pastorin Dr. Nicole Chibici-Revneanu, Pastorin Viviane Schulz, Johannes Pilgrim und Propst Dr. Tobias Sarx (v.l.n.r), präsentiert den Materialkoffer für die pädagogische Arbeit. Foto: PEK / Joanna Grzywa-Holten

900 Jahre Christentum in Pommern

22.01.2024

 

Mecklenburgische und Pommersche Bibelgesellschaft sowie das Bibelzentrum in Barth beteiligen sich mit Musical und pädagogischen Angeboten an den Veranstaltungen zum Jubiläum der Missionsreisen Ottos von Bamberg

 

(Barth/sk) - Vor 900 Jahren, im Jahr 1124, brach Bischof Otto von Bamberg zu seiner ersten von zwei Missionsreisen nach Pommern auf. Anlässlich des Jubiläums der ersten Reise findet in diesem Jahr ein Veranstaltungsprogramm statt, an dem sich auch das Bibelzentrum in Barth beteiligt. Wie die Arbeitsgruppe der „Mecklenburgischen und Pommerschen Bibelgesellschaft e.V.“, die sich an den Vorbereitungen des Jubiläums beteiligt, mitteilt, wird es mehrere Aufführungen eines Musicals geben sowie pädagogische Angebote. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, Pastorin Dr. Nicole Chibici-Revneanu, Pastorin Viviane Schulz, Propst Dr. Tobias Sarx und Johannes Pilgrim, haben sich viele Gedanken gemacht und ein vielseitiges und spannendes didaktisches Projekt entwickelt. Ein prall gefüllter Materialkoffer, der sich mit der Geschichte der Missionsreisen des mittelalterlichen Bischofs beschäftigt, ermöglicht es Schulklassen, sich dem Thema auf spielerische und lehrreiche Weise zugleich anzunähern.

 

Verstärkung für Musical gesucht

 

Das Musical „Otto von Bamberg“ erzählt die Geschichte des Bischofs und „Pommernapostels“ und wird von der Musicalgruppe des Bibelzentrums, den „Pommerschen Engelspierken“, einstudiert und aufgeführt. Zwei Aufführungen sind geplant, am 27. Oktober in Gützkow und am 31. Oktober in Barth. Interessierte, die in diesem Musical eine Rolle übernehmen möchten, sind eingeladen, am Sonnabend, 27. Januar, ab 9.30 Uhr im Bibelzentrum Barth an der ersten Probe teilzunehmen. Weitere Proben finden im Lauf des Jahres statt. Zudem können Mitsängerinnen und -sänger für den Musicalchor sowie für das Gefolge des Bischofs oder für die Darstellung der slawischen Bewohner Pommerns auch später noch einsteigen und sich im Büro des Bibelzentrums melden.

 

Materialkoffer für Schulklassen

 

An dem Lernmaterial rund um Bischof Otto hat die Arbeitsgruppe mehr als ein Jahr gearbeitet. Nun füllt es zwei große Lederkoffer, die im Bibelzentrum Barth oder in der Medienzentrale im Regionalzentrum in Greifswald ausgeliehen werden können. Alternativ ist es auch möglich, dass Schulklassen mit den Materialien direkt vor Ort im Bibelzentrum arbeiten. Dann steht auch ein Religionspädagoge als fachliche Begleitung zur Verfügung. „Der Materialkoffer enthält eine Broschüre mit Texten und Informationen über Otto von Bamberg, ein Memory, ein Rollenspiel, in dem eine slawische Familie über das Für und Wider des neuen Glaubens diskutiert, und einen meterlangen Zeitstrahl zum Ausrollen, der Ottos Lebensstationen zeigt und mit historischen Abbildungen illustriert ist“, zählt Nicole Chibici-Revneanu einen Teil des Kofferinhalts auf. Münzen für Spiele und als Andenken, ein Bischofsgewand, um in die Rolle Ottos zu schlüpfen, und „Götzenbilder“, um die religiöse Welt der Ostseeslawen zu veranschaulichen, sind ebenfalls im Materialkoffer zu finden.

 

Neuer Glaube brachte Ende der Sklaverei

 

Die 20-seitige Broschüre „Otto von Bamberg - 900 Jahre Christentum in Pommern“, die im Materialkoffer enthalten ist, hat Propst Tobias Sarx verfasst, der sich intensiv mit dem Leben und Wirken des Bischofs beschäftigt hat. „Otto war kein Missionar, der mit Waffengewalt kam“, betont Tobias Sarx. Ein Leitspruch des Bischofs sei gewesen, dass Gott keinen erzwungenen, sondern einen freiwilligen Dienst will. „In der Broschüre kommen durchaus auch problematische Aspekte zur Sprache, wie der Vorwurf des Kulturimperialismus. Mir ist es aber wichtig zu zeigen, dass Otto kein kompromissloser Eiferer war, der Tod oder Taufe forderte.“ Für die slawischen Pomoranen habe der neue Glaube eine willkommene Befreiung aus althergebrachten Zwängen bedeutet, zu der die Opferung erstgeborener Mädchen und die Sklaverei zählen, da Christen nicht versklavt werden durften.

 

Grundlage für eine neue Friedensordnung

 

„Der christliche Glaube brachte auch das Ende eines offenbar angstbesetzten Glaubens an slawische Götter, die als jähzornig und unberechenbar wahrgenommen wurden, denen sich die Menschen unterwerfen mussten und die durch Opfer besänftigt werden wollten“, so Tobias Sarx weiter. „Otto von Bamberg verkündigte einen Gott, der die Welt mit gewissen Verlässlichkeiten und Gesetzmäßigkeiten der Natur geschaffen hat, die nicht immer wieder neu erkauft werden müssen.“ Pastorin Nicole Chibici-Revneanu ergänzt: „Die Mission Ottos vermittelte den Glauben an den einen, gemeinsamen Gott, zu dem alle gehören. Das führte auch zu politischer Einigung, weil zuvor oft Krieg zwischen einzelnen Dörfern herrschte, da jede Ortschaft einen anderen Gott verehrte und es darum Streit und Kampf untereinander gab.“ Bischof Otto habe so auch eine neue Friedens- und Rechtsordnung begründet und Pommern zudem eingebunden in das europäische Kontaktnetz, so die Pastorin. Über diese und viele weitere Aspekte der Pommernmission informiert die Broschüre des Otto von Bamberg-Materialkoffers, dessen Ausleihe kostenfrei ist. Die Teilnahme an der religionspädagogisch begleiteten Arbeit mit dem Materialkoffer vor Ort im Bibelzentrum kostet 4,50 Euro pro Kind zuzüglich Materialkosten. Die Fahrtkosten sind für Schulklassen bis zu 50 Prozent förderbar. Schulen können dafür einen Antrag direkt an das Bibelzentrum stellen.