Ein junger sächsischer Pfarrer berichtet: "Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche"

Foto: Claudius Verlag
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Ein junger sächsischer Pfarrer berichtet: "Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche"

„Ich liebe meine Kirche, aber ich verzweifle an ihr.“ – ein bemerkenswerter Satz aus dem Munde eines evangelischen Pfarrers. Justus Geilhufe hat sich an zwei Dinge gewöhnt: an die allzu erwartbaren Äußerungen der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihre notorische Selbstüberschätzung, aber auch an die lebendige, beinahe anarchische Kraft des Glaubens an der Basis, besonders im Osten Deutschlands. Hier sei bereits Realität, was dem Westen noch bevorstehe, nämlich völliges Desinteresse an Kirchenpolitik. Dafür wächst das Interesse an der Botschaft und dem Vorbild Jesu. „Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche“ ist ein ebenso persönlicher wie provokanter Bericht über verdrängte Realitäten der Kirche und neue Chancen für den Glauben. Das Buch ist am 11. Oktober 2023 im Claudius Verlag erschienen.

 

Justus Geilhufe, Jahrgang 1990, ist Pfarrer in Sachsen. Er hat in Jena, Princeton, München und Leipzig Theologie, Philosophie und Leadership studiert. An der Universität Göttingen wurde er mit einer Dissertation zur Theologie Bruce McCormacks promoviert. 

 

Justus Geilhufe

Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche

136 Seiten, Klappenbroschur

€ 20,00

ISBN 978-3-532-62893-5

 

Am 11. Oktober 2023 im Claudius Verlag erschienen.

 

 

Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche: Die Liebe zu dieser Welt geht verloren

 

 

Er hat die atheistische Gesellschaft im Osten erlebt und sie als furchtbar und schmerzvoll empfunden. Justus Geilhufe, knapp über Dreißig und Pfarrer in Sachsen ist davon überzeugt: „Niemand kann wollen, dass dies die Wirklichkeit unseres heutigen Lebens in Ost und West wird, denn die atheistische Gesellschaft hat nichts zu bieten.“ Er macht ein großes Desinteresse an den allzu erwartbaren Äußerungen der Evangelischen Kirche in Deutschland zu politischen Sachverhalten aus, sieht andererseits aber auch, dass an der Basis das Interesse an Glaubensinhalten wächst. So meint er, dass unsere Gesellschaft die Kirche braucht. Es müsse etwas der Rohheit, Kulturlosigkeit, der Härte und Hässlichkeit entgegengesetzt werden. – Ein lobenswerter Ansatz, vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen im Osten mit seiner atheistischen Gesellschaft. So sieht er durchaus Potential in dem, wie die Kirche des Ostens vom Standpunkt des Glaubens aus, die Situation mit ihren Widersprüchen ausgehalten hat. In der Kirche des Ostens habe es eine Ahnung von der großen Aufgabe des Menschen in dieser Welt und zugleich die Sehnsucht nach Vergebung, nach Privatheit und Freiheit gegeben, Dinge wirklich ernst und im gleichen Moment persönlich ganz leicht zu nehmen, schreibt der junge Theologe. Seine Hoffnung sei, dass die Kirche sich etwas von der fragilen Wahrheit, Schönheit und Güte Gottes erhalten und in allen gegenwärtigen Widersprüchen neu suchen könne. Nicht an der atheistischen Gesellschaft zu verzweifeln, sondern die atheistische Kirche zu lieben – zu lieben in der Wahrheit, Güte und Schönheit des Glaubens, so beschreibt er einen Weg, der es vermeidet, sich zu allem hyperaktiv zu äußern. Darin sieht er das Erbe eines bürgerlichen Protestantismus, darin sieht er die Zukunft der Kirche. So teilt er seine Erinnerungen und Erlebnisse, weil für ihn die Kirche heute die atheistische Gesellschaft, in der er auf geheimnisvolle Weise etwas von Gott entdecken kann, nicht zu lieben fähig sei. Die Kirche heute möchte die Gesellschaft verändern, Teil derer sein, die es zu ihrer Aufgabe machen, in dieser Gesellschaft einen Transformationsprozess anzuschieben, eine positive Veränderung hin zu mehr Vielfalt, Ökologie und politischer Aufrichtigkeit. So beschreibt Geilhufe die gegenwärtige Situation. Und diagnostiziert, dass dabei, die Liebe zu dieser Welt verloren ginge. Und dies sei katastrophal, weil gerade die Liebe die Aufgabe der Kirche sein. Er macht einen großen Graben aus, denn genau dieses Bestreben die Welt liebenswerter zu machen stoße die Welt ab.  Lange habe er selbst nicht verstanden, warum die Kirche ihm zeitweise fremd geworden ist. Denn die Kirche seiner Kindertage hatte eben genau diese Themen: Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Für die Kirche heute sei die Welt vor allem ein Problem, das es zu lösen gelte. – Eine interessante Sichtweise, ein lesenswerter Essay, der viele Anstöße gibt. – Gert Holle, Herausgeber „Kultur und Glaube Aktuell / www.glaubeaktuell.net .


Autor: Claudius Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 13.10.2023