Medienkunst aus Lateinamerika mit 45.000 US-Dollar prämiert

CIFO x Ars Electronica Awards 2024: Preisträger*innen stehen fest

Triangle of Sacrifice / Guely Morató Loredo (BO)  Photo: Sonandes
Triangle of Sacrifice / Guely Morató Loredo (BO) Photo: Sonandes

5.03.2024

 

(Linz/Miami/ae) -  Die CIFO x Ars Electronica Awards 2024 prämieren bereits zum dritten Mal in Folge innovative Medienkunst aus Lateinamerika. Mehr als 100 Einreichungen von Künstler*innen aus 15 Ländern durchliefen das Auswahlverfahren – Federico Gloriani (AR) und Guely Morató Loredo (BO) haben sich mit ihren Konzepten durchgesetzt und dürfen sich über Preisgelder in der Höhe von insgesamt 45.000 US-Dollar freuen.

Mit den CIFO x Ars Electronica Awards werden herausragende Kunstprojekte nicht nur gewürdigt, sondern ihre Entwicklung und Umsetzung vorangetrieben. Einreichen können Künstler*innen aus den Bereichen neue Medien, digitale Kunst und Technologie.

 

Skulpturen, Klanginstallation und Projektionen

Die diesjährigen Gewinner*innenprojekte nutzen moderne Medientechnologien, um sich mit dem ökologischen (Un-)Gleichgewicht und der Rohstoffnutzung in Argentinien und Bolivien auseinanderzusetzen. Die gemeinsame Schnittmenge: Die Reflexion über nachhaltige Alternativen.

Federico Gloriani diskutiert mit der Installation Mutualidad de Fantasmática Electrónica den Verwertungskreislauf von Elektrogeräten und erhält für sein innovatives Konzept 30.000 US-Dollar. Die bolivianische Künstlerin Guely Morató Loredo richtet sich mit Triangle of Sacrifice auf den fortlaufenden Lithium-Abbau im „Lithiumdreieck“ zwischen Argentinien, Bolivien und Chile und erhält ein Preisgeld von 15.000 US-Dollar.

 

Im Rahmen des Ars Electronica Festival 2024 sind die (Klang-)Skulpturen und Projektionen erstmals zu sehen, bevor sie in die Sammlung lateinamerikanischer Kunst der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) eingehen.

 

Gewinner*innenprojekte 2024

Mutualidad de Fantasmática Electrónica / Federico Gloriani (AR)
30.000 US-Dollar Preisgeld

 

Mutualidad de Fantasmática Electrónica ist ein performatives und relationales Projekt einer Künstler*innengruppe in Rosario City/Argentinien. Schauplatz sind die Mülldeponien der Industriestadt, wo nach ausrangierten elektronischen Geräten gesucht wird, deren Einzelkomponenten noch nutzbar sind. Die gesammelten Materialien werden wieder zum wertvollen Gut der Kunst- und Tech-Gemeinschaft.

 

Aus diesem Akt des Sammelns und Wiederverwertens entsteht eine Installation: Ein optisches Gerät, das die Silhouetten einer Auswahl von gesammelten Gerätekomponenten anzeigt und ein Phantombild, eine Projektion, von ihnen erzeugt.

 

Ziel ist die Auseinandersetzung mit Zeitebenen; mit Vergangenheiten und alternativen Zukünften. Federico Gloriani knüpft an das Erbe der Mutualidad Popular de Estudiantes y Artistas Plásticos an, einer Künstler*innengemeinschaft in Rosario City, die in den 1930er Jahren die Prinzipien der Arbeiterbewegung in die Kunst übersetzte.

Triangle of Sacrifice / Guely Morató Loredo (BO)  Photo: Sonandes
Triangle of Sacrifice / Guely Morató Loredo (BO) Photo: Sonandes

 

 

Triangle of Sacrifice / Guely Morató Loredo (BO)
15.000 US-Dollar Preisgeld

Guely Morató Loredos Arbeit beleuchtet die Auswirkungen des groß angelegten Lithiumabbaus im “Lithiumdreieck” zwischen Argentinien, Bolivien und Chile. Die Künstlerin verhandelt den tiefgreifenden Wandel der Region, der durch die bevorstehende Energiewende und stärker werdende Elektromobilität forciert wird.

Der Vorgang der Lithiumgewinnung – durch Austrocknung von Salzseen – spielt in Loredos zentraler Skulptur eine wichtige Rolle. Sie verändert sich durch die Folgen des Einflusses von salzhaltigen Substanzen – und auch das Klangstück wird beschädigt. Beides wird durch die in Echtzeit überwachten Daten der Lithiumextraktion verändert. Der Titel geht auf die Bezeichnung „Sacrifice Zone“ zurück, der der Region aufgrund der Überbeanspruchung von Ressourcen gegeben wurde.

Das Werk soll die Veränderungen des Gebietes und ihre Auswirkungen auf das Leben seiner Bewohner*innen ausdrücken, thematisiert „Neo-Extraktivismus“ in Lateinamerika und stellt Greenwashing in Frage.

 

CIFO x Ars Electronica Awards – mehrstufiges Auswahlverfahren

Die Gewinner*innen der CIFO x Ars Electronica Awards gehen aus einem mehrstufigen Verfahren hervor: Zunächst lädt ein Gremium aus 20 Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Kurator*innen lateinamerikanische Kunstschaffende zur Teilnahme am Wettbewerb ein. 2024 zählte man 104 Einreichungen, die von einer fünfköpfigen Jury – Laura Welzenbach und Christl Baur (beide Ars Electronica), Asher Remy-Toledo (Hyphen Hub), Jazmín Adler (Universität Buenos Aires) und Sergio Fontanella (CIFO) – gesichtet wurden. Auf Basis der Vorauswahl trafen der CIFO-Verwaltungsrat und Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter von Ars Electronica, die Entscheidung über die Vergabe der „CIFO x Ars Electronica Awards 2024“.

 

Statements

„Die dritte Vergabe der CIFO x Ars Electronica Awards markiert einen Reifegrad des Preises, der sich in der Qualität der eingereichten Projekte, ihrer geografischen, kulturellen und geschlechtsspezifischen Verteilung sowie in der kritischen Nutzung verschiedener Technologien zeigt. Die Entscheidung war eine Herausforderung, und genau das streben wir an. Die beiden prämierten Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mit aktuellen, universellen Themen befassen, auch wenn sie von lokalen Gegebenheiten ausgehen, wie der vorzeitigen und unbewussten Verschwendung von Technologie – für die Federico Gloriani eine Gemeinschaftsinitiative für die systematische Wiederverwendung vorschlägt – und den offensichtlichen ökologischen und menschlichen Schäden, die durch den Neo-Extraktivismus des Bergbaus im so genannten ‚Globalen Süden‘ verursacht werden – was Guely Morató Loredo mit ihrem alarmierenden und zugleich herausragenden Multimedia-Projekt anprangert.“

 

Ella Fontanals-Cisneros, CIFO Founder & Honorary President

„Federico Gloriani und Guely Morató Loredo stehen mit ihren herausragenden Projekten beispielhaft für die Reflexion der Ars Electronica über die ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die heute durch den rasanten technologischen Fortschritt entstehen. Wir freuen uns, den lebendigen Diskurs der Ars Electronica mit solch bemerkenswerten künstlerischen Statements zu bereichern und sind gespannt auf den Dialog mit der lateinamerikanischen Kunstszene.“

Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter Ars Electronica 

 

Über die Cisneros Fontanals Kunststiftung (CIFO)

Ella Fontanals-Cisneros gründete die gemeinnützige Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) im Jahr 2002. Die Stiftung hat die Aufgabe, das kulturelle Verständnis und den Bildungsdialog zwischen lateinamerikanischen Künstler*innen und dem globalen Publikum zu unterstützen und zu fördern. CIFO dient als Plattform für aufstrebende, mittlere und etablierte lateinamerikanische Künstler*innen durch das Stipendien- und Auftragsprogramm, einschließlich des CIFO-Ars Electronica Award, die CIFO-Sammlung und andere damit verbundene Kunst- und Kulturprojekte in den Vereinigten Staaten von Amerika und international.