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RM, Aliens, 2023, Foto: Mathilde Agius
RM, Aliens, 2023, Foto: Mathilde Agius

Kunstmuseum St. Gallen: Jahresprogramm 2024

5.01.2024

 

Für 2024 hat das Kunstmuseum St.Gallen ein abwechslungsreiches, innovatives Programm zusammengestellt, in welchem sich Lokales und Globales, sowie Vergangenheit und Zukunft begegnen. Einzelausstellungen wegweisender internationaler Positionen; Präsentationen, die unterschiedliche Aspekte der Sammlung neu beleuchten; und Gruppenausstellungen, die sich wichtigen gesellschaftlichen Themen widmen, stehen auf dem Programm. Mit Heimspiel erhält die aktuelle Gegenwartskunst der Region eine Plattform. Gianni Jetzer, Direktor des Kunstmuseum St.Gallen, führt aus: „Das Programm 2024 geht neue Wege. Nebst der Gruppenausstellung Experimental Ecology, welche Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zusammenführt, bietet die Ausstellung Rethinking Family einen provokativen Blick auf die Kernfamilie, oder dem, was davon übrigbleibt. Mit der Einzelausstellung von Anne Marie Jehle wird ein faszinierendes Oeuvre, welches breit in unserer Sammlung vertreten ist, retrospektiv aufgearbeitet. In der LOK geben wir noch wenig bekannten, internationalen Positionen – Arthur Simms aus New York und dem in Genf gegründeten Kollektiv RM – die grosse Bühne.“

 

 

Die Ausstellungen im Detail:

Sara Masüger, Foto: Katalin Deér (Ausstellung: Spotlight)
Sara Masüger, Foto: Katalin Deér (Ausstellung: Spotlight)

Spotlight 

24. November 2023 – 24. März 2024 

 

Die Sammlung des Kunstmuseum St.Gallen ist eine Schatzgrube. Mit den eigenen Beständen zu arbeiten und diese neu zu präsentieren, ist eine spannende Herausforderung. Nach Unerwartete Begegnungen, in der die Sammlung von ausgesuchten Leihgaben herausgefordert wurde, sowie Sammlungsfieber, bei der Geschichten des Sammelns im Mittelpunkt stehen, fokussiert Spotlight auf individuelle Künstler*innen, von denen das Kunstmuseum wichtige Werkgruppen hält: John M Armleder, Candice Breitz, Silvie Defraoui, Sharon Hayes, Sara Masüger, Judy Millar und Carl Ostendarp. 

Arthur Simms, Foto: George Etheredge
Arthur Simms, Foto: George Etheredge

Arthur Simms 

10. Februar – 7. Juli 2024 

 

Die Kunst von Arthur Simms beinhaltet eine fesselnde Mischung von Einflüssen: seine amerikanische und jamaikanische Herkunft, Musik, Volkskultur und globale Eindrücke, die er in faszinierende Skulpturen einfliessen lässt. Seine Arbeit dient als tiefgründige Erkundung von Ursprung und Transformation und umfasst seine bikulturelle Identität. Durch akribisches Handwerk – oft umwickelt er seine Objekte mit Schnüren – haucht Simms Objekten Leben ein, die sonst als Abfall abgetan würden. Simms’ Technik bezieht sich auf die Kunstgeschichte, insbesondere auf Marcel Duchamps «Readymade»-Ansatz und den Surrealismus. 

Marcia Hafif (1929-2018) malt "Shade Paintings", New York, 2013, Foto: Taketo Shimada (Ausstellung: Neuerwerbungen und Schenkungen)
Marcia Hafif (1929-2018) malt "Shade Paintings", New York, 2013, Foto: Taketo Shimada (Ausstellung: Neuerwerbungen und Schenkungen)

Neuerwerbungen und Schenkungen 

2. März – 5. Mai 2024 

 

Das Kunstmuseum St.Gallen konnte in den vergangenen Jahren bedeutende Schenkungen und Dauerleihgaben entgegennehmen sowie hochkarätige Ankäufe tätigen. Die zahlreichen Kunstwerke, die in die Sammlung Eingang fanden, reichen von Meisterwerken im Bereich der Altmeister, bis zu zeitgenössischer Skulptur, Video und Konzeptkunst. In einer repräsentativen Auswahl zeigt das Kunstmuseum St.Gallen Werke von internationalen Kunstschaffenden wie Marcia Hafif, Tschabalala Self und von Ostschweizer Künstler*innen wie Barbara Signer und Sebastian Stadler. 

Zheng Bo, Foto: Kwan Sheung Chi (Ausstellung: Experimental Ecology)
Zheng Bo, Foto: Kwan Sheung Chi (Ausstellung: Experimental Ecology)

Experimental Ecology 

6. April – 24. November 2024 

 

Was kann Kunst zur immer drängenderen Umweltdebatte beitragen? Das Projekt Experimental Ecology bietet eine zeitgenössische Plattform für die transdisziplinäre Zusammenarbeit von fünf Künstler*innen und fünf Wissenschaftler*innen im Bereich der Ökologie. Im Geiste der berühmten Organisation E.A.T. (Experiments in Art and Technology), in der Künstler*innen und Ingenieur*innen im Jahr 1967 zusammengebracht wurden, initiiert Experimental Ecology einen Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft im laufenden Diskurs über die Beziehung vom Menschen zu seiner natürlichen Umwelt. Ein Projekt der KBH.G Stiftung, Basel. 

Expanding Horizons: Videos aus der Sammlung mit Gästen 

26. November 2023 – 24. November 2024 

 

Im monatlichen Wechsel ist auf dem großformatigen Bildschirm im Untergeschoss des Kunstmuseum St.Gallen jeweils ein Videowerk zu sehen. Eine Arbeit aus der Sammlung, ausgewählt vom kuratorischen Team, folgt dabei auf ein Kunstwerk, das der/die Künstler*in aus dem Vormonat vorgeschlagen hat. Aus den neu gezeigten Arbeiten wird am Ende des Jahres eine Arbeit für die Sammlung des Kunstmuseums angekauft. So erweitert sich der Horizont der Sammlung auf eine neue Art und Weise. 

Laurience Durieu, Butterflies and Birds, 2020, Öl auf Leinwand, Foto: Courtesy the artist (Ausstellung: Burning Down the House)
Laurience Durieu, Butterflies and Birds, 2020, Öl auf Leinwand, Foto: Courtesy the artist (Ausstellung: Burning Down the House)

Burning Down the House: Rethinking Family 

1. Juni – 8. September 2024 

 

Die Familie ist von tiefen Gegensätzen geprägt: Zum einen steht sie für Liebe, Geborgenheit und Halt, zum anderen ist sie auch Ort von Konflikten und Gewalt. Die internationale Gruppenausstellung widmet sich kritisch der Familie als Tradition, Idee und Lebensform – eine thematische Auseinandersetzung, die es so in der zeitgenössischen Kunst noch selten gegeben hat. Wir leben in einer Zeit, in welcher Institutionen und Werte radikal infrage gestellt werden, nur, so scheint es, die Familie bleibt verschont. Es ist Zeit, auch sie zu hinterfragen. 

Little Artists, Foto: Kay Appenzeller
Little Artists, Foto: Kay Appenzeller

Little Artists  

5.-9. August 2024 

 

Die Vermittlung des Kunstmuseum St.Gallen bietet ein breites Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das eigene Beobachten, Entdecken und Ausprobieren stehen dabei im Zentrum. Exemplarisch dafür steht Little Artists: Während einer Woche verwandelt sich die Lokremise des Kunstmuseums (LOK) in ein Experimentierlabor für Kinder. Ein reichhaltiges Buffet an Recyclingmaterialien und ganz viel Platz sind vorhanden – die Kinder erhalten Inputs von Kunstschaffenden und gestalten Installationen im XXL-Format. 

RM 

24. August bis 10. November 2024 

RM (ehemals Real Madrid) ist ein 2015 in Genf gegründetes Künstler*innenkollektiv. Die Arbeit von RM bezieht sich auf die Schnittstelle von Sexualität, Konsum und Identität. In gross angelegten Skulpturen- und Installationsprojekten untersucht RM soziale und politische Reaktionen auf stigmatisierte, sexuell übertragbare Krankheiten und Infektionen. Für die Räumlichkeiten der Lokremise des Kunstmuseum St.Gallen schaffen sie eine raumfüllende neue Installation, in der sie Spritzen symbolhaft inszenieren – ein medizinisches Instrument, das seit der COVID-Impfung weltweit präsent ist und für Kontroversen sorgt. 

 

Thi My Lien Nguyen 

Ab 7. September 2024 

 

Thi My Lien Nguyen (*1995, St. Gallen) ist eine schweizerisch-vietnamesische Künstlerin. Ihre Praxis beschäftigt sich mit dem Verständnis von Heimat und dem Gefühl der Zugehörigkeit. Sie interessiert sich für postmigrantische Realitäten, für Traditionen, Rituale, Folklore und Brauchtum. Durch inklusive und partizipatorische Methoden schafft Nguyen integrative Räume. Die Künstlerin schafft ein Pop-Up Café als Begegnungsort für Austausch und Vermittlung und gibt gleichzeitig Einblick in die vielfältige vietnamesische Esskultur. Besucher*innen erwartet ein gemeinschaftliches Erlebnis zwischen Kontinenten, Kulturen und Essgewohnheiten. 

 

 Anne Marie Jehle (1937-2000), Ohne Titel (Selbstporträt mit Eier-Ohrringen), n.d., Fotografie, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz / Schenkung der Anne Marie Jehle Stiftung, © Nachlass Anne Marie Jehle / Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

 

Anne Marie Jehle  

28. September 2024 – 2. Februar 2025 

Das zukunftsweisende Werk der österreichisch-liechtensteinischen Künstlerin Anne Marie Jehle (Feldkirch 1937–2000 Vaduz) umfasst zahlreiche Medien wie Skulptur und Installation, Malerei, Zeichnung, Fotografie und Text. Im Mittelpunkt steht ihre kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen, insbesondere mit weiblicher Identität und Rollenbildern. In den 1970er-Jahren wurde Jehle international bekannt. Mitte der 1980er-Jahre zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, und ihr künstlerisches Schaffen brach jäh ab. Aus Anlass der grosszügigen Schenkung der Anne Marie Jehle Stiftung im Jahr 2022 präsentiert das Kunstmuseum St.Gallen das bedeutende Schaffen dieser unterrepräsentierten Künstlerin, das im Kontext der feministischen Avantgarde und der Fluxus-Bewegung steht.  

 

Heimspiel 

14. Dezember 2024 – 2. März 2025 

Nach drei Jahren ist es wieder so weit: Das Heimspiel ruft! Die länderübergreifende Überblicksschau zum zeitgenössischen, regionalen Kunstschaffen aus Vorarlberg und Liechtenstein sowie aus den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, St. Gallen, Thurgau und Glarus. Es gibt Einblick in die aktuelle Kunstszene und fördert den Austausch der Kunstschaffenden untereinander. Die Kurator*innen der ausstellenden Häuser – Kunsthalle Appenzell, Kunstraum Dornbirn, Kunsthaus Glarus, Kunstmuseum St.Gallen sowie Kunst Halle Sankt Gallen – haben Hunderte Bewerbungen gesichtet und die Auswahl der Künstler*innen aufgrund eigener Ausstellungskonzepte getroffen. 

 

 

Félix Vallotton, La robe de velours (Portrait de jeune femme en robe de velours bleu garni au col, un livre rouge à la main), 1911, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum St.Gallen Leihgabe der Simon und Charlotte Frick-Stiftung 2014 (Ausstellung: Sammlungsfieber) 

Sammlungsfieber 

Ab 26. August 2023 

 

Mit Sammlungsfieber zeigt das Kunstmuseum St.Gallen eine mehrjährige Präsentation seiner Bestände. Diese setzt sich mit der Einzigartigkeit unseres Museums auseinander – der 800-jährigen Textilgeschichte als Kontext seiner Entstehung ebenso wie den hier zusammengetragenen Privatsammlungen oder dem Einfluss des Kunsthandels. Entlang einer Zeitrechnung in Textilepochen entspinnt sich die über fünf Jahrhunderte umfassende Werkpräsentation. Die Energie des Fieberhaften, die zu Neuem und Unerwartetem führt, ist das leitende Prinzip für Sammlungsfieber, wobei etwa in den Fokus gerückt wird, wie Sammeln, Prestige und Geld mit der Kunst verknüpft sind.