„Leipzig liest“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“–Buchpremieren, Lesungen und Diskussionen vom 21. bis 24. März 2024

19.03.2024

 

(Leipzig/re) - Zur mehrtägigen Lesereihe „Leipzig liest“ im Rahmen der diesjährigen Buchmesse werden in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wieder verschiedene Bücher präsentiert, die sich mit der Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der SBZ und DDR und deren Auswirkungen bis heute auseinandersetzen. Insgesamt finden 18 Lesungen und Buchpräsentationen im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt, die mit Zeitzeugengesprächen, Podiumsdiskussionen oder Musik kombiniert sind. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

 

Vor 30 Jahren beteiligte sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum ersten Mal am Lesefest „Leipzig liest“ zur Buchmesse 1994. In dieser Zeit boten nur wenige Einrichtungen Autoren eine Plattform, die sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur, den Opfern und Verfolgten befassten.

Anlässlich des 35. Jahrestages der Friedlichen Revolution, stellen wir Bücher vor, die sich der Auseinandersetzung mit Staatssicherheit und kommunistischer Diktatur widmen, insbesondere geht es um die Rolle von Opposition und Wiederstand in der DDR. Peter Wensierski widmet sich der Recherche zu dem bis heute unaufgeklärten Tod des Jugendlichen Matthias Domaschk in der Stasiuntersuchungshaftanstalt in Gera (Do., 18.00 Uhr).

Ein Höhepunkt unter den 18 Einzelveranstaltungen ist jene zur Treuhandanstalt, die ein bislang einzigartiges Interviewprojekt mit ehemaligen Treuhandmitarbeitern vorstellt. Ausgehend von der maroden DDR-Planwirtschaft 1989/90 werden die Startbedingungen, Chancen und Probleme der wirtschaftlichen Transformation aus der Sicht ehemaliger Treuhandmitarbeiter dargestellt (Do., 20.00 Uhr).

Mehrere Veranstaltungen befassen sich mit Kindesentzug und Heimerziehung in der DDR, wie zu den Wochenkrippen (Fr., 16.00 Uhr) oder Heimkindern in der DDR (Fr., 18.00 Uhr) oder zum Haftalltag im größten Jugendgefängnis der DDR (Fr., 20.00 Uhr). Ehemalige politische Gefangene berichten von ihren Erlebnissen, zum Beispiel von der Zeit im Stasi-Gefängnis (Sa., 10.00 Uhr). Die allgegenwärtigen Repressionen in der SED-Diktatur verdeutlicht das Zeitzeugenprojekt des VOS (Sa., 18.00 Uhr).

Neben Fach- und Sachbüchern werden auch Romane vorgestellt: Zum Auftakt der Buchmesse wird eine Liebesgeschichte zwischen Ost und West vorgestellt (Do., 12.00 Uhr) und die Autorin Charlotte Gneuß liest aus ihrem bekannten Buch „Gittersee“ (Sa., 20.00 Uhr).

Ihren Abschluss findet die diesjährige Lesereihe in der „Runden Ecke“ mit einer Lesung mit Konzert (So., 13.00), in der der Musiker und Autor Stephan Krawczyk von mutigen Menschen erzählt, die sich gegen das DDR-Regime auflehnten.

Begegnungen am authentischen Ort: Veranstaltungen im Stasi-Kinosaal

Veranstaltungsort ist der ehemalige Stasi-Kinosaal, in dem auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ gezeigt wird. Der Saal ist ein original erhaltenes Relikt der SED-Diktatur und damit ein Stück Zeitgeschichte. In dem repräsentativen Saal fanden vielfältige Veranstaltungen der Staatssicherheit statt, darunter offizielle Feiern anlässlich wichtiger Jahrestage, Schulungen und Dienstbesprechungen. Anlässlich des 40. Jahrestags der DDR ließ die Bezirksverwaltung den Kinosaal komplett renovieren und eine neue Bestuhlung anschaffen. Der Kinosaal steht heute unter Denkmalschutz und wird als authentischer Ort von der Gedenkstätte für Geschichtsvermittlung, politische Bildung und aktuelle Debatten genutzt.

Die Veranstaltungsreihe „Leipzig liest“ entstand in Zusammenarbeit mit Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Forschungseinrichtungen, Opferverbänden, Gedenkstätten sowie Verlagen und findet in Kooperation mit der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt.

Das gesamte Programm und aktuelle Veränderungen finden Sie nachstehend oder online auf der Museums-Website. Dort kann das Programm auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: www.runde-ecke-leipzig.de.

Der Eintritt zu allen Lesungen ist frei.

Die „Runde Ecke“ als Ort des aktuellen und gesellschaftlichen Diskurses

Täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr informiert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit in Leipzig über die STASI als „Schild und Schwert“ der SED-Diktatur und über deren Überwindung durch die Friedliche Revolution. Die historische Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ zeigt zahlreiche, teils einzigartige Exponate zu Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des MfS, darunter eine Maskierungswerkstatt, Geräte zur Postkontrolle bis hin zu einer Untersuchungshaftzelle. Die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ berichtet von den Ereignissen ’89, die die kommunistische Diktatur in der DDR zum Einsturz brachten. Seit 2012 ist die Gedenkstätte Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“.

Die Open-Air-Ausstellung „Von der Burg zur Stasizentrale. ERINNERUNGEN an den Leipziger Matthäikirchhof“ am ehemaligen Stasi-Neubau in der Nähe der Klingertreppe erzählt auf dem Hintergrund der mehr als 1000-jährigen Stadtgeschichte Leipzigs, die hier mit der „urbe libzi“ ihren Ursprung nahm, vor allem die Entwicklung seit Anfang des letzten Jahrhunderts. Vom Verwaltungsneubau der Leipziger Feuerversicherungsanstalt 1913, über die Zerstörung der Matthäikirche und des gesamten angrenzenden Areals in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943, der Nutzung der „Runden Ecke” nach dem Ende der NS-Diktatur unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung sowie schließlich als Sitz der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bis zur Besetzung während der Friedlichen Revolution am 4. Dezember 1989 und der nachfolgenden Auflösung wird die wechselvolle Geschichte dieses Areals bis in die Gegenwart erzählt.

Historische Stadtrundgänge, Ausstellungsführungen und Geländerundgänge

Die Stadtrundgänge „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ erinnern vom 21. bis zum 24. März 2024 jeweils um 14.00 Uhr (So 11 Uhr) an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Treffpunkt ist das Hauptportal der Nikolaikirche.

Der Geländerundgang „Stasi intern“ führt vom 21.-23. April 2024 jeweils ab 16.00 Uhr über das Areal und den Gebäudekomplex der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale am früheren Matthäi-Kirchhof und bietet vielfältige Einblicke in sonst nicht zugängliche Räume wie die verbunkerten Schutzräume im 2. Keller, den Wartebereich der stasi-eigenen Poliklinik, die Kegelbahn oder Räume der Aktenvernichtung. Treffpunkt ist der Eingangsbereich der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Die Veranstaltungsreihe „Leipzig liest trotzdem“ entstand in Zusammenarbeit mit Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Forschungseinrichtungen, Opferverbänden, Gedenkstätten sowie Verlagen und findet in Kooperation und mit der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt. Das gesamte Programm finden Sie nachstehend oder online auf der Gedenkstätten-Website www.runde-ecke-leipzig.de. Dort kann das ausführliche Programmheft auch als PDF-Datei heruntergeladen werden. Der Eintritt zu allen Lesungen ist frei.

Das komplette Programm zu „Leipzig liest“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Insgesamt finden 18 Lesungen und Buchpräsentationen im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt, die mit Zeitzeugengesprächen, Podiumsdiskussionen oder Musik kombiniert sind. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

Donnerstag, 21. März 2024

12.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Gerlinde Breithaupt

Wir teilen den Himmel

Gewagter Sprung von West nach Ost - Lebenswege zweier Menschen im geteilten Deutschland.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal


14.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Peter Ulrich Weiß, Irmgard Zündorf, Florentine Schmidtmann (Hrsg.)

Umstrittene Umbrüche. Das Ende der SED-Diktatur und die Transformationszeit in Brandenburg.

1989/90: Systemwechsel von der kommunistischen Diktatur zum Aufbau eines demokratischen Rechtsstaates.

Mitherausgeber Peter Ulrich Weiß im Gespräch mit Thomas Schaarschmidt (Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

16.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION

Thomas Urban

Lexikon für Putin-Versteher

Die Weltsicht des Kreml-Herrschers ist brandgefährlich. Und trifft doch vielerorts auf offene Ohren.

Moderation: Reinhard Bohse

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Peter Wensierski

Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk

Erzählung und Recherche über den ungeklärten Tod eines Bürgerrechtlers in der Stasihaft in Gera.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND PODIUMSGESPRÄCH

Olaf Jacobs (Hrsg.)

Die Treuhand – Innensichten einer Behörde

Erstmals sprechen damalige Mitarbeiter über die Geschichte dieser polarisierenden Institution.

Begrüßung: Franziska Kuschel (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

Freitag, 22. März 2024

12.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION

Edmund Käbisch

Der Wahn der reinen Rasse

Die Medizinverbrechen der Nazis, fehlende Aufarbeitung in der DDR und die Rechtfertigungen der Täter.

Moderation: Nancy Aris (Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION

Zsuzsa Breier

1989. Das Jahr beginnt

Die kommunistische Diktatur bricht 1989 zusammen. Eine Ungarin erzählt die Geschichte vom Anfang her.

Moderation: Kai Pätzke (Brill Deutschland | Vandenhoeck & Ruprecht)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

16.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION

Heike Liebsch

Wochenkinder in der DDR. Gesellschaftliche Hintergründe und individuelle Lebensverläufe

„Aus den Kindern ist doch was geworden“. Aber diese Fremdbetreuung hatte schwere Folgen.

Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr:   BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH

Heide Glaesmer, Birgit Wagner, Silke Birgitta Gahleitner, Heiner Fangerau (Hrsg.)

Ehemalige Heimkinder der DDR.

Traumatische Erfahrungen und deren Bewältigung über die Lebensspanne

Eine fundierte Forschungsarbeit zu den Kontexten und psychosozialen Folgen der DDR-Heimerziehung.

Moderation: Manuela Rummel (Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND PODIUMSGESPRÄCH

Udo Grashoff

„Die Schlägerei hört einfach nicht auf“. Jugendhaus Halle. Gefängnisalltag (1971- 1990)

Kollektiverziehung, Willkür und militärischer Drill waren Haftalltag im größten Jugendgefängnis der DDR.

Begrüßung: Anne Kupke (Zeitgeschichte(n) e.V. Halle)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Samstag, 23. März 2024

10.00 Uhr:   LESUNG MIT MUSIK

Dietrich Kessler

Stasi-Knast

Talk mit Musik: Autobiografische Schilderungen eines unbequemen und unbeugsamen Musikers in der DDR.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

12.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Henryk Gericke

Tanz den Kommunismus. Punkrock in der DDR 1980 bis 1989

„Punk Underground war Rausch, Elementargewalt und ein sittenwidriges Fest der Sinne“.

Moderation: Juliane Streich (Musikredakteurin)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Michael Wala

Der Stasi-Mythos

Die Spionageabwehr des Verfassungsschutzes der Bundesrepublik gegen die Stasi- Auslandsspionage.

Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr:   LESUNG UND GESPRÄCH

Lothar Tautz

Der Stasi-Mythos

Arbeitskreis Solidarische Kirche ein Netzwerk innerhalb der evangelischen Kirche in der DDR.

Moderation: Birgit Neumann-Becker (Landesbeauftragte Aufarbeitung SED-Diktatur Sachsen-Anhalt)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND ZEITZEUGENGESPRÄCH

Ariane Zabel

„Da verstand ich das erste Mal, was Freiheit bedeutet“

Erinnerungen an politische Gefangenschaft

Zeitzeugen berichten über ihre Schicksale, die unangepassten Menschen in der DDR widerfahren

konnten.

Begrüßung: Frank Nemetz (Landesvorsitzender der VOS Sachsen)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr:   LESUNG

Charlotte Gneuß

Gittersee

Der Roman erzählt von einer Welt, die es nicht mehr gibt und von der Frage, ob Unschuld möglich ist.

Moderation: Reinhard Bohse

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

Sonntag, 24. März 2024        

11.00 Uhr:   BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

Ulrike Rothe und Rebecca Hernandez Garcia (Hrsg.)

„Gemeinsam sind wir unerträglich“

Die unabhängige Frauenbewegung in der DDR

Ein erstes Gesamtbild der nichtstaatlichen Frauenbewegung in der SED-Diktatur

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

13.00 Uhr:   LESUNG MIT KONZERT

Stephan Krawczyk

Gelöste Stimmen. Berichte vom Widerstehen in der DDR

Unerzählte Geschichten von Menschen, die sich gegen das DDR-Regime auflehnten.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag, 21. bis 24. März 2024 jeweils

0.00-24.00 Uhr          OPEN-AIR-AUSSTELLUNG

Von der Burg zur Stasizentrale.

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” präsentiert im Rahmen der Diskussion um die Zukunft des Areals der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung auf dem früheren Matthäikirchhof diese Open-Air-Ausstellung. Auf dem Hintergrund der mehr als 1000-jährigen Stadtgeschichte Leipzigs, die hier mit der „urbe libzi“ ihren Ursprung nahm, steht vor allem die Entwicklung seit Anfang des letzten Jahrhunderts im Mittelpunkt. Vom Verwaltungsneubau der Leipziger Feuerversicherungsanstalt 1913, über die Zerstörung der Matthäikirche und des gesamten angrenzenden Areals in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943, der Nutzung der „Runden Ecke” nach dem Ende der NS-Diktatur unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung sowie schließlich als Sitz der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bis zur Besetzung während der Friedlichen Revolution am 4. Dezember 1989 und der nachfolgenden Auflösung wird die wechselvolle Geschichte dieses Areals bis in die Gegenwart erzählt.

Der Gesamtkomplex stellt in seiner Ambivalenz ein wichtiges architektonisches Zeitzeugnis für Diktatur, Revolution und Demokratie im 20. Jahrhundert dar.  Das zwischen 1911 und 1913 erbaute Versicherungsgebäude war spätestens seit 1951 die Leipziger Stasi-Zentrale und damit als „Runde Ecke” Sinnbild der SED-Diktatur und den damit verbundenen Repressionen. Zugleich war es aber auch ein Schauplatz demokratischer Entwicklungen – sowohl 1945 als auch 1989. Die Stasibezirksverwaltung erweiterte die Gebäude 1958 um den Saalbau und gemeinsam mit der Volkspolizei 1985 um den großen Neubaukomplex.

Diese Bebauung des Areals durch die Staatssicherheit und deren Besetzung während der Friedlichen Revolution prägt die Erinnerung der letzten 30 Jahre. Das Stasi-Unterlagen-Archiv und die Gedenkstätte „Runde Ecke” halten diese bis heute wach.

Ort: Goerdelerring, ehemaliger Stasi-Neubau / in Nähe Klingertreppe

10.00-18:00 Uhr        AUSSTELLUNG

Stasi – Macht und Banalität

Seit 1990 bietet das Museum in der „Runden Ecke“ in den Originalräumen des Ministeriums für Staatssicherheit die Möglichkeit, Zeitgeschichte in authentischer Umgebung nachzuvollziehen. Zahlreiche, zum Teil einzigartige Ausstellungsstücke, darunter Überwachungstechnik, eine Maskierungswerkstatt oder eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten, verdeutlichen, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die Menschen ihrer demokratischen Grundrechte beraubte. Dabei soll auch bewusst werden, wie bedeutsam die Errungenschaften der Friedlichen Revolution – Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie – bis heute sind. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“.

Der Besuch erfolgt mit einer kostenpflichtigen Ausleihe von Audioguides in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Italienisch, Niederländisch und Arabisch.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

10.00-18.00 Uhr        AUSSTELLUNG

Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution

Der gewaltfreie Demonstrationszug von weit mehr als 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innstadtring am 9. Oktober 1989 wurde als Entscheidung für eine Friedliche Revolution und als Sieg über das SED-Regime empfunden. Die Ausstellung im ehemaligen Stasi-Kinosaal informiert über das Wirken der Leipziger Opposition, die bereits seit Beginn der 1980er Jahre vor allem aus dem kirchlichen Umfeld heraus kontroverse Themen anzusprechen wagte. Die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen sowie zur Deutschen Einheit im zusammenwachsenden Europa führten, werden nachgezeichnet. Auch wird ein Blick auf unsere ost-mitteldeutschen Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

 

14:00 Uhr (Do-Sa)     STADTRUNDGANG

11:00 Uhr (So)           „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“

Herbst ´89: Die Bilder von den Friedensgebeten in der Nikolaikirche, den Montagsdemonstrationen auf dem Innenstadtring und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale gingen um die Welt. Die Chronik des Herbstes ´89 begann in Leipzig aber nicht erst mit den Demonstrationen im September und Oktober. Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.

Außerdem zu finden ist die Open-Air-Ausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ mit 20 Informationsstelen im Stadtraum, die mit der App „Leipzig ‘89“, welche auch als Audioguide fungiert, mehrsprachig erkundet werden kann.

Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

16.00 Uhr (Do-Sa)    GELÄNDERUNDGANG

Stasi – Intern

Um den Besuchern das gewaltige Ausmaß des einst einschüchternden Ortes der Diktatur ausführlicher zu vermitteln, bietet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ einen besonderen Haus- und Geländerundgang an, genannt „Stasi intern“. Dabei können Besucher sonst nicht öffentlich zugängliche Räume – abseits der Ausstellungsräume – sehen und die Dimension des Gebäudes und die historischen Ereignisse am Ort besser miteinander verknüpfen. Bei dem Rundgang wird auch über die mögliche Entwicklung des Areals gesprochen, das zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden soll.

Vom Keller bis zum Boden können u.a. die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS besichtigt werden. Auch Überreste der Aktenvernichtung sind zu entdecken. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

 

Treffpunkt: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ (Eingangsbereich)