Chancen schaffen, Frieden wahren – auch durch Arbeit in Sozialen Betrieben

Bundesweite Auftaktveranstaltung in Betzdorf

Die Veranstalter des Caritas-Forums und der bundesweiten Auftaktveranstaltung in Betzdorf. Foto: Julia Fröder
Die Veranstalter des Caritas-Forums und der bundesweiten Auftaktveranstaltung in Betzdorf. Foto: Julia Fröder

Caritas-Forum beleuchtet Situation von langzeitarbeitssuchenden Menschen und Einrichtungen der Beschäftigungs- und Qualifizierungsförderung

 

5.05.2024

 

Von Julia Fröder

 

(Betzdorf/jf/bt)– Die bundesweite Auftaktveranstaltung der Kampagne der katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit (BAG IDA) im Deutschen Caritasverband sowie das traditionelle Caritas-Forum zum Tag der Arbeit am 2. Mai in Betzdorf standen unter dem Motto „Chancen schaffen. Frieden wahren“. Der Fokus lag auf der Situation von langzeitarbeitssuchenden Menschen und auf Einrichtungen der Beschäftigungs- und Qualifizierungsförderung – deren Existenz die BAG IDA bedroht sieht. 

 

Caritasverbände tragen mit ihren Qualifizierungsbetrieben und unterschiedlichen Betrieben wie Sozialen Kaufhäusern, Radwerkstätten, dem bundesweiten Stromspar-Check und in Betzdorf unter anderem mit dem Upcycling-Label „Einzigware“ zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen bei. Doch die wirtschaftlichen Risiken seien für die Träger hoch und nicht kalkulierbar, hinzu kämen bürokratische Hürden und geringer werdende Fördermittel. „Daher sind wir den Verbänden so dankbar, dass sie weiterhin Angebote aufrechterhalten, trotz des Drucks“, sagte Stephan Buttgereit, BAG IDA Vorsitzender. Dies sei nicht nur für die Frauen und Männer, die dort beschäftigt sind, wichtig, da Arbeit das Gefühl von Selbstwirksamkeit steigere, sondern auch die gesamte Gesellschaft profitiere davon. „In den vielfältigen Teams kommen Menschen aus unterschiedlichsten Nationen und Kulturen zusammen.“ Das Zusammenleben werde dadurch gefördert. „Christ, Muslim und Atheist arbeiten zusammen wie auch die Russin mit der Ukrainerin“, berichtete Buttgereit. „Hier entstehen Lern- und Erfahrungs-, aber auch Friedensorte.“ Dafür dankte er den Mitarbeitenden in den Verbänden und rief zugleich die Politik dazu auf, die Bedeutung sozialer Arbeit und die Notwendigkeit stabiler rechtlicher Rahmenbedingungen für den sozialen Arbeitsmarkt zu erkennen. 

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin würdigte das Engagement der Caritas-Beschäftigten und benannte sie als „Friedensstifter und Friedensstifterinnen für unsere Gesellschaft“.  Malu Dreyer grüßte in Form einer Videobotschaft die Anwesenden in die Betzdorfer Stadthalle. „Die Caritas-Engagierten unterstützen Menschen dabei, mittendrin zu sein und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Ein ganz herzliches Dankeschön an Sie alle!“ (Die vollständige Videobotschaft gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=Hvy6bu7t8aE)  

 

Forderungen an Politik 

An Politik und Entscheidungsträger*innen wandte sich Dr. Hans Günther Ullrich, Bischöflicher Beauftragter für die Aktion Arbeit des Bistums Trier. Er gab den rund 130 Zuhörenden drei Punkte mit auf den Weg: „Der Schlüssel, um aus der Arbeitslosigkeit herauszufinden, ist die persönliche Zuwendung“, betonte Ullrich. Lange Zeit sei nur auf Zahlen geachtet worden, doch das verändere sich glücklicherweise gerade: Denn der Arbeitgebermarkt wandle sich zu einem Arbeitnehmermarkt. Als zweiten Punkt schlug er vor, dass Arbeitgeber überzeugt werden müssten, „weil diese entscheiden, wen sie einstellen.“ Arbeitgeber, die Menschen einstellen, die nicht auf der Höhe ihrer Arbeitsleistung seien, sollten unterstützt werden, „denn sie haben ökonomische Nachteile“, so Ullrich. Als dritten Punkt führte er an, dass die Förderung der Arbeitgeber nachhaltig und unbefristet geschehen sollte – das fordere die Aktion Arbeit. Denn die Arbeitgeber trügen dazu bei, dass Menschen Sozialversicherungen zahlten und dadurch Rückflüsse entstehen. (Das Positionspapier der Aktion Arbeit für einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt gibt es hier https://paulinus-bistumsnews.de/export/sites/newsportal/.galleries/dokumente/Positionspapier-Zukunftsfaehiger-Arbeitsmarkt.pdf   

Journalist Carsten Tesch gab zum Abschluss in Form eines Storytellings einen ehrlichen und eindrücklichen Einblick in die Situation von Menschen, die beim Caritasverband Rhein-Wied-Sieg eine Beschäftigung gefunden haben und berührte damit die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft. 

 

„Begegnung schafft Frieden“ 

Die Redner des Nachmittags lenkten die Aufmerksamkeit darauf, dass eine gute Sozial- und Arbeitsmarktpolitik wichtig für den sozialen Frieden ist, wie für gegenseitigen Respekt und ein gutes Miteinander innerhalb der Gesellschaft. So appellierte Benedikt Welter als Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Trier in seinem Geistlichen Wort, den Menschen nicht als bloßen Kostenfaktor zu sehen, sondern darauf zu achten, was jeder und jede für Fähigkeiten habe. „Jeder Menschen wird gebraucht“, betonte auch Heiner Kölzer, Geschäftsführer des Jobcenters im Kreis Altenkirchen. Die Sprecher des Caritas-Forums waren sich einig, dass für eine gute Sozial- und Arbeitsmarktpolitik ausreichend Mittel für die Arbeitsmarktintegration und den sozialen Arbeitsmarkt von Nöten seien, damit soziale Teilhabe für alle Menschen möglich werde. „Denn Begegnung schafft Frieden und wir als Caritasverband können da Unterstützung geben“, fasste Monika Lautwein als stellvertretene Geschäftsführerin zusammen. 

Veranstaltet wurde das Forum durch den Caritasverband Rhein-Wied-Sieg, dem Caritasverband für die Diözese Trier und der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit.

 

 

 

Handgefertigtes aus der 'Gelben Villa' der Caritas Betzdorf. Foto: Julia Fröder
Handgefertigtes aus der 'Gelben Villa' der Caritas Betzdorf. Foto: Julia Fröder