Zwischen den Welten: Filterblasenkinder verstehen und unterstützen
Es gibt Kinder und Jugendliche, die in einer weltanschaulichen „Filterblase“ aufwachen. Als „Filterblasen“ werden weitestgehend geschlossene Subsysteme, Gruppierungen oder Denkrichtungen mit spezifisch weltanschaulicher Prägung bezeichnet. Das Leben in einem Paralleluniversum kann neben einem Zugewinn an Sicherheit aber auch einen Beziehungs- und Autonomieverlust bedeuten. Während der Corona-Pandemie haben beispielsweise Verschwörungsgläubige ihre Kinder nicht mehr in die Schule geschickt. Wenn Kinder und Jugendliche aus derartigen Überzeugungssystemen mit ganz anderen Werten und Normen in Berührung kommen, kann das für alle Beteiligten zur Herausforderung werden. So stellt sich für die Angehörigen, die Lehrkräfte oder den Freundeskreis oft die Frage, ob und wie sie eingreifen sollten.
Die Pädagoginnen Sarah Pohl und Mirijam Wiedemann liefern Hintergründe und erklären, wie Integration in der Schule und im Alltag ermöglicht werden kann und welche Unterstützung Jugendliche brauchen, wenn sie „aussteigen“ wollen.
„Zwischen den Welten: Filterblasenkinder verstehen und unterstützen“ ist mit einem Vorwort von Michael Cornelius Hermann am 4. September 2023 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen.
Sarah Pohl, Mirijam Wiedemann
Zwischen den Welten:
Filterblasenkinder verstehen und unterstützen
Paperback, 136 Seiten
ca. 25 Euro
ISBN 978-3-525-45923-2
Am 4. September 2023 bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen
Dr. Sarah Pohl ist Diplom-Pädagogin, systemische Paar- und Familienberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie leitet die Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen des Landes Baden-Württemberg (ZEBRA/BW) und arbeitete zuvor in der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg. Zudem ist sie als Referentin und Autorin in diesem Themenfeld tätig.
Mirijam Wiedemann hat gymnasiales Lehramt in den Fächern Englisch, Geschichte und katholische Theologie an der Universität Tübingen studiert. Nach ihrer Tätigkeit als Lehrerin in Baden-Württemberg ist sie seit 2017 die Leiterin der Geschäftsstelle für gefährliche religiös-weltanschauliche Angebote in der Stabsstelle Religionsangelegenheiten/Staatskirchenrecht am Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.
Die Bindung an Gruppierungen, die einfache Leitlinien und Antworten liefern, hat in unserer Gesellschaft zugenommen. In der Coronapandemie begannen überzeugte Verschwörungsgläubige, ihre Kinder monatelang aus der Schule zu nehmen oder sich vom gesamten bisherigen Umfeld abzuwenden. Dabei geraten Kinder in Außenseiterrollen. In solchen Fällen ist das Umfeld in der Verantwortung für das Kindeswohl. Das Buch gibt einen Überblick zu Radikalisierung und Filterblasenbildung. Dazu geben Fallbeispiele Einblick in das Innenleben der besonderen Sozialisation. Vor allem bieten die Autorinnen praktische Handlungsempfehlungen für Eltern sowie Pädagog:innen, Berater:innen und Therapeut:innen. Sie stellen auch die Frage: Wie kann die weltanschauliche Heterogenität uns alle bereichern?
Aus wissenschaftlichem Diskurs und aus praktischer Erfahrung generierte Erkenntnisse über das bunte Spektrum von Weltanschauungen und Religionen werden in diesem Buch zusammengefasst. Menschen können heute wählen aus einer Vielfalt von Werteoptionen und Weltanschauungen. Komplexität, Multioptionalität, Pluralismus sind nur einige Schlagworte, die den heutigen Wertekosmos kennzeichnen. Viel ist in Bewegung auf dem „Markt“ der Weltanschauungen. Die spirituelle Ausrichtung vieler Menschen wird individueller , die religiöse Kreativität nimmt zu. Globalisierung, Zuwanderung und kreative Formen moderner Patchworkreligionen lassen unsere Gesellschaft zu einem Schmelztiegel unterschiedlichster Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen werden. Wer in diesem heterogenen Feld mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, sei es im therapeutischen oder pädagogischen Kontext, dem kann das Buch eine gute Hilfestellung sein.
Autorin: Vandenhoeck & Ruprecht Verlage / Anastasiya Gärtner-Koval; zusammengestellt von Gert Holle - 27.09.2023