Lebensberatungsstelle Ahrweiler hat Kinder, Jugendliche und Familien im Blick

Projekt ermöglicht das Verarbeiten von Traumata

Projektleiterin Silvia Plum und der Leiter der Beratungsstelle, Christof Ewertz. Foto: Julia Fröder
Projektleiterin Silvia Plum und der Leiter der Beratungsstelle, Christof Ewertz. Foto: Julia Fröder

"Weiter geht's" - heißt das Projekt, das sich an junge Menschen richtet, die im Rahmen der Flutkatastrophe traumatische Erfahrungen gemacht haben.

 

Von Julia Fröder

 

(Bad Neuenahr-Ahrweiler/jf/bt) – „Weiter geht’s!“ ist oft leichter gesagt als getan, doch die Lebensberatungsstelle Ahrweiler tut alles dafür, dass dieser Ausspruch für Kinder, Jugendliche und ihre Familien nach der Flut 2021 wieder positiv besetzt ist. Das gleichnamige Projekt richtet sich an junge Menschen, die im Rahmen der Naturkatastrophe traumatische Erfahrungen gemacht haben. Unterschiedliche Aktionen sollen dabei helfen, das Erlebte in einem geschützten Raum zu verarbeiten und somit psychischen Erkrankungen vorbeugen. 

 

„Die Flut gehört jetzt zu den Biografien der Menschen. Es wird nicht mehr so, wie es war“, erklärt Christof Ewertz, Leiter der Lebensberatungsstelle. Es gehe darum, den Umgang damit zu finden. Insbesondere Kinder reagierten ganz unterschiedlich darauf, dass sich ihr Alltag nach der Flutnacht gänzlich verändert habe, weiß Silvia Plum aus dem Team der Lebensberatungsstelle. Dies könne sich auf die Psyche der jungen Menschen auswirken. So kann das Verweigern des Schulbesuchs aus einer nicht verarbeiteten traumatischen Erfahrung herrühren, denn viele Kinder und Jugendliche hatten selbst Todesangst und haben um das Leben ihrer Angehörigen gebangt, weiß Plum.  

 

„Ein Trauma ist nicht an Zeit gebunden“, betont die Diplom Sozialarbeiterin. Daher sei es wichtig und auch das Besondere, dass das Projekt mit seinen unterschiedlichen Angeboten langfristig und nachhaltig ausgerichtet ist. „Wir bieten Einzelangebote in unseren Räumen an, aber auch Aktionen für Klassen und ganze Schulen wie durch Schreib- und Kreativwerkstätten, Sorgensprechstunden oder auch durch Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Elternabende.“  

 

Perspektiven erarbeiten 

„Kinder wollen sich nicht zumuten“, sie wollen keine Belastung für die Eltern darstellen, die sich oft noch im Stress des Wiederaufbaus befinden, weiß die Projektleiterin. Aber es gebe auch andere Situationen, in denen sich Kinder eher zurückziehen, beispielsweise, wenn ein Elternteil schwer erkrankt ist. „Hier möchten wir gemeinsam mit den Kindern Perspektiven für das kommende Leben erarbeiten.“ Dabei bleiben sie und ihre Kolleginnen und Kollegen immer im Austausch mit den Eltern und können, wenn nötig, auf Kooperationspartner wie auf therapeutische Kliniken und deren Fachkräfte zurückgreifen. 

 

Nach der Flut erhielt die Lebensberatungsstelle große Unterstützungen zum Beispiel von der örtlichen Familienbildungsstätte, der Kinderhilfsorganisation „Kleiner Prinz e. V.“ aus Nordrhein-Westfalen wie auch von den Rotary Clubs Bad Neuenahr-Ahrweiler und Coesfeld-Baumberge und der Malteser Fluthilfe sowie unzähligen spontanen Helferinnen und Helfer. 

Die Beratungsstelle Ahrweiler hat ihren Sitz in der Altenbaustraße 2 und ist unter Tel.:  02641-3222 oder per E-Mail an sekretariat.lb.ahrweiler@bistum-trier.de erreichbar. 

 

Beratungsstelle Ahrweiler

 

Hintergrund:

 

Die 20 Lebensberatungen Im Bistum Trier begleiten Menschen in schwierigen Lebenssituationen. In den multiprofessionellen Teams arbeiten unter anderen Psychologinnen, Psychotherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Pädagogen. Das Beratungsangebot richtet sich an Familien, Kinder und Jugendliche, Eltern, Paare und Einzelpersonen unabhängig ihrer Religion, Weltanschauung oder Herkunft. Die Arbeit der Beratungsstellen ist Teil des seelsorglichen Auftrags der Kirche und zugleich soziale Dienstleitung.